Erkennen von Neuem

Es gibt viele Beispiele von berühmten Wissenschaftler, die aussagten, dass ihre bahnbrechenden Entdeckungen nicht aufgrund logischer Schlussfolgerungen entstanden sind, sondern dass sie vielmehr ganz plötzlich in ihrem Bewusstsein aufgetaucht sind (Geistesblitz).

Sehr häufig geschieht das in einem besonderem Zustand der Ruhe (Trance) oder in der Nähe des Schlafes.

Voraussetzung ist allerdings, dass er sich schon lange mit diesem Ideenkomplex beschäftigt hat und nach einer Verständnislösung gesucht hat.

Theorie des Seins

Kreativität entsteht dann, wenn die Körperentität nicht ständig durch Wollen der Erlebnisentität in eine bestimmte Richtung gedrängt wird. Erst wenn die Körperentität einen großen Spielraum für eigene Aktivitäten hat kommt Kreativität zum Tragen.

Dies ist besonders dann der Fall, wenn in der Hauptsache automatisierte Handlungsstränge von der Körperentität ausgeführt werden, wie beim einsamen Spaziergang, beim Duschen oder ähnlichen Aktivitäten, die nur wenig Kommunikation zwischen Körperentität und Erlebnisentität erfordern.

Im Traum oder nahe am Traum, in Trance hat die Körperentität maximale Kontrolle über den Körper eines Erwachsenen.

Die Körperentität kann dann an unerledigten Zielen der Erlebnisentität arbeiten, welche die Erlebnisentität in der Vergangegnheit sehr stark beschäftigt haben und dadurch eine hohe Priorität für seine Existenz bekommen haben.

Ein Ziel der Körperentität ist es, seine Erlebnisentität bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Nur das Wissen, das wir anstreben, werden wir deshalb auch erreichen können. Nur Ideen, die wir schon verinnerlicht haben können wir auch direkt wahrnehmen. Interesse an einem Ideenkomplexe steuert deren Wahrnehmung. Die erste Wahrnehmung eines neuen Zusammenhanges (Idee) geschieht nur auf der emotionalen Ebene. Wir erleben das Gefühl des Interesses an einem Sachverhalt, der sich in unser Bewusstsein drängt.

Nur unsere Körperentität hat die Möglichkeit unser Bewusstsein (Erlebnisentität) mit neuen Ideen zu füttern. Auch unsere alten Ideen haben wir igendwann durch unserer Körperentität in einem stufenweisen Erkenntnisprozess übermittelt bekommen. Es ist doch offensichtlich, dass es nur unsere Körperentität sein kann, die uns unsere allerersten Erkenntnisse im Bauch unserer Mutter nahe bringt.

Es sieht so aus, dass unsere Körperentität Zugriff auf das gesamte Wissen des Schöpfers hat, aber nur solche Ideen an unsere Erlebnisentität weiter geben darf, die sie durch Wollen in ihrem Leben anstrebt oder für ihr Überleben benötigt.

Elias Howe

Geistesblitz im Schlaf: Elias Howe litt anfangs enorm unter seinen Albträumen. In ihnen wurde er immer und immer wieder von Speeren erstochen. Als er darüber jedoch reflektierte, bemerkte er, dass die tödlichen Speere Löcher hatten – eine Technik, die der Wegbereiter der Nähmaschine für seine große Erfindung umsetzte.

Isaac Newton

Es wird die Geschichte erzählt, dass Isaac Newton durch die Betrachtung eines Apfels am Apfelbaum, evtl. auch des Falls des Apfels vom Baum, im Garten von Woolsthorpe Manor auf die Idee kam, die Himmelsmechanik beruhe auf derselben Gravitation wie der Fall von Äpfeln auf die Erde. Dies geht auf die Memoires of Sir Isaac Newton’s Life von William Stukeley zurück; mit ähnlichen Worten schilderte Voltaire die legendäre Entdeckung. Ob es sich wirklich so zugetragen hat, bleibt fraglich. Fachleute halten es für möglich, dass Newton selbst in späteren Jahren die Geschichte erfunden hat, um darzulegen, wie er Einsichten aus Alltags-Beobachtungen gewonnen habe.

August Keküle

Der Chemiker August Keküle ist ein besonderes Beispiel für diesen Zusammenhang, da er dies bei sich selbst mehrmals beobachtete hat und dies auch bei seinen Vorträgen thematisiert hat. Kekulé berichtete zum Beispiel von seinen Träumereien in einem Omnibus.

Friedrich Nitzsche

Der 36-jährige Friedrich Nietzsche verbrachte den Sommer 1881 in dem Ort Sils-Maria im Oberengadin. Es war sein erster Aufenthalt dort, dem weitere folgten. Nietzsche liebte die Gegend:

“Das ist keine Schweiz, kein Recoaro, etwas ganz anderes, jedenfalls etwas viel Südlicheres – ich müsste schon nach den Hochebenen von Mexiko am stillen Ozean gehen, um etwas Ähnliches zu finden und da allerdings mit tropischer Vegetation. Nun, dies Sils-Maria will ich mir zu erhalten suchen.”

Anfang August überwältigt ihn, auf einer Wanderung im Gebirge, “6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit”, eine plötzliche Inspiration:

“Wie ein Blitz leuchtet ein Gedanke auf, mit Notwendigkeit, in der Form ohne Zögern – ich habe nie eine Wahl gehabt. Eine Entzückung, deren ungeheure Spannung sich mitunter in einem Tränenstrom auslöst, bei der der Schritt unwillkürlich bald stürmt, bald langsam wird; ein vollkommenes Außersichsein mit dem distinktesten Bewusstsein einer Unzahl feiner Schauder und Überrieselungen bis in die Fußzehen; eine Glückstiefe, in der das Schmerzlichste und Düsterste nicht als Gegensatz wirkt, sondern als bedingt, als herausgefordert, als eine notwendige Farbe innerhalb eines solchen Lichtüberflusses. Alles geschieht im höchsten Grade unfreiwillig, aber wie in einem Sturme von Freiheitsgefühl, von Unbedingtsein, von Macht, von Göttlichkeit.”

Mit diesen Worten lässt Nietzsche in “Ecce homo”, seinem geistigen Selbstentwurf, die Funken seiner plötzlichen Inspiration noch einmal sprühen, mehr als sieben Jahre nach dem Ereignis: das Unerwartete, nie Dagewesene, das mit explosiver Kraft hervorbricht und bis in die Fußspitzen dringt; die Überfülle des Lichts, das Ineinander glückseliger und schmerzlich-düsterer Gefühle, die keinen Aufschub duldende Notwendigkeit, die Unfreiwilligkeit, verknüpft mit einem mächtigen Freiheitsgefühl.

Phänomen der plötzlichen Erkenntnis

Plötzliche Erkenntnis, die in der Form von Geistesblitzen auftritt, ist ein erstaunliches Ereignis im einzelnen Leben. Sie ist aber auch ein Phänomen der Kulturgeschichte, aus dem philosophische Konzepte, religiöse Umbrüche oder auch künstlerische Würfe hervorgegangen sind.  (Von Judith Klein)

Heureka

Geistesblitz