Mutter zieht in Dschihad
Mein Kommentar zur dpa Nachricht in der Offenbach Post vom 28. Jan. 2015:Mutter zieht mit Kind in den Dschihad.
In unserer recht offenen Gesellschaft hat doch jeder weitgehende Freiheitsgrade und Möglichkeiten, sich und seine Kinder nach individuellen Vorstellungen zu entwickeln.
Anscheinend reicht es nicht.
Ist das nicht eine sehr traurige Nachricht, das unsere Gesellschaft nicht genügend Anziehungskraft für eine Mutter hat, um in dieser Gesellschaft ein sinnvolles Leben für sich und ihr Kind zu gestalten?
Was fehlt unserer Gesellschaft?
Um festzustellen, was unserer Gesellschaft fehlt, muß man wissen, was uns Menschen im Inneren antreibt. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen.
Ich denke, dass alle Vorstellungen eines gemeinsam haben. Alle Menschen sehnen sich nach Vereinigung, nach Vereinigung zu etwas Größerem. Wir haben einen göttlichen Trieb in uns, der uns zur Vereinigung treibt.
Am offensichtlichen ist dieser Trieb auf der körperlichen Ebene. Jede Spielart der Sexualität kann mit dem Einverständnis der betroffenen erwachsenen Personen in unserer Gesellschaft ohne größere Probleme ausgelebt werden.
Die Vereinigung zu unterschiedlichen Organisationen, um das materielle Überleben abzusichern sind ebenfalls vielfältig, um darin seinen Platz zu finden. Allerdings herrscht hier ein zu großer Konkurrrenzdruck zwischen den Individuen und zwischen den Organisationen. Ziel ist hier Abgrenzung und nicht Vereinigung.
Der Trieb zur Vereinigung zu größerem Wissen kann auf der intellektuellen Ebene in unserer offenen Gesellschaft, dank Internet, großer Literatur und unserem Bildungssystem auch vielfältig ausgelebt werden.
Es gibt noch eine Möglichkeit sich zu etwas wirklich Großem zu vereinen. Die spirituelle Vereinigung zwischen zwei Menschen. Meistens bezeichnen wir dies als “Die Große Liebe”. Es ist eine tiefe, lückenlose Vereinigung von zwei Menschen, die zumindest immer wieder kurzzeitig zu einer einzigen Person im Geiste (Seele) verschmelzen. Ich glaube, dass viele Menschen in ihrer Kindhei oder Jugendlichkeit dieses Gefühl erlebt haben. Sie konnten dies aber mangels Wissen der Zusammenhänge und dem Druck des Umfeldes nicht aufrechthalten.
Der Schmerz des Verlustes dieser Beziehung führte dann im weiteren Leben zur inneren Abkapselung, was eine erneute Vereinigung mit einem anderen Menschen nicht ermöglicht. Nur wenige schaffen es, sich wieder zu öffnen. Was bei den meisten Menschen bleibt ist ein Gefühl, dass es noch etwas größeres im Leben gibt, als das, was man gerade hat. Man wird zu einem lebenslang Suchenden.
Was unserer Gesellschaft fehlt sind die sinnvollen Angebote, um sich auf spiritueller Ebene zu etwas wirklich Großem zu vereinen. Die mächtigen Religionsorganisationen in unserem Land haben an Attraktivität verloren. Man muß ihnen nicht mehr angehören, um zu überleben. Sie sind reformresistent. Ihre spirituelle Ausstrahlung hinkt hinter der Ausstrahlung von Wissenschaft und Technik mächtig hinter her. Wissenschaft und Technik werden aber von Großkonzernen bestimmt, denen man sich nur unterordnen kann. Man kann sich nicht mit ihnen zu einem sicheren, selbstbestimmten Leben vereinen.
Es bleibt ein Vakuum im subjektiven Erleben von vielen, was das spirituelle Bedürfnis angeht. Es hilft auch nicht wirklich intellektuell zu sagen, dass es keinen Gott gibt. Die Wissenschaft zeigt doch die wunderbaren Beziehungen und Regeln zwischen den Materieteilchen auf. Ich war es nicht, der diese Regeln festgelegt hat. Selbst die NSA war es nicht. Es bleibt nur ein übermächtiges Wesen, das etwas sinnvolles damit erreichen will.
Individuen, deren Trieb nicht ausreichend in ihrem jetzigen Umfeld zufrieden gestellt werden kann, werden sich ein anderes Umfeld suchen, das andere Möglichkeiten verspricht. Ob sie dort ihren Trieb entsprechend ausleben können werden sie erst erfahren, wenn sie dort sind.
Ich finde, die Wissenschaft sollte sich ernsthafter Bemühen ein Denkmodell über die Wirklichkeit des Seins zu entwickeln, das sowohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie die spirituellen Notwendigkeiten unserer Existenz berücksichtigt. Man darf die Spiritualität nicht den Religionsorganisationen überlassen.
Schon dieses neue Denkmodell müsste mehr auf Vereinigung zu einer gemeinsamen großen Struktur setzen als auf Dominanz des Einzelnen.
Langfristig gibt es für uns Menschen keine gute Alternative zur Vereinigung zur Einheit aller Menschen. Die einzige Alternative dazu ist, dass das Leiden weitergeht.