Die Kommunikation der Person

Als Kommunikation wird meistens der Austausch von Nachrichten verstanden, wobei einer mit einer Nachricht beginnt und der andere mit einer Nachricht darauf antwortet. Eine Kommunikation wird meistens anhand eines Kommunikationsprotokolls ablaufen. In seiner einfachsten Form kann ein Kommunikationsprotokoll definiert werden als eine Menge von Regeln, die Syntax, Semantik und Synchronisation der Kommunikation bestimmen

Kommunikationssitzung

Auch bei jeder zwischenmenschlichen Kommunikation wird ein Kommunikationsprotokoll verwendet, ob wir dazu Technik benutzen oder nicht:

Sitzungsaufbau

Es wird hier sichergestellt, dass eine Kommunikation möglich ist.

  • Alice entscheided sich, mit Bob zu reden
  • Alice addressiert Bob: “Du Bob, ich will dir etwas erzählen”.
  • Bob realisiert, dass Alice mit ihm reden will.
  • Bob teilt seine  Wahrnehmung mit: “Hallo Alice, was gibt es?”

Die Sitzung (Session) ist eröffnet. Wenn beide nicht die gleiche Sprache sprechen, kommt keine Sitzung zustande.

Informationsaustausch

Bei Menschen kommt hier das Vier-Seiten-Modell zum Tragen.

  • Alice erzählt, was sie auf dem Herzen hat.
  • Bob zeigt durch kurze Antworten, dass die Sitzung noch aktiv und synchronisiert ist: Ach ja, so so, mmh, interessant, das kenne ich auch, usw.
  • Ist ein echter Informationsaustausch gewünscht, dann wird auch Bob seine Meinungen zum Thema äußern.

Das Vier-Seiten-Modell zeigt, dass es sehr schwierig ist, dass die beteiligten Kommunikationspartner zu jedem Informationsaustausch auch jeweils die gleiche innere Vorstellung über die Bedeutung dieses Informationsaustausches haben werden. Missverständnisse sin eigentlich der Normalfall.

Sitzungsabbau

Kann in der Regel von beiden Seiten vorgenommen werden.

  • Alice beendet die Sitzung: “Schön, dass wir miteinander reden konnten, jetzt muß ich aber Schluss machen. Bis zum nächsten Mal.”
  • Bob: “Hat mich gefreut, dass du mich angesprochen hast, bis zum nächsten Mal”.

Die Kommunikationssitzung ist beendet. In der technischen Realisierung von Kommunikationsprotokollen funktioniert das ähnlich.

Das Vier-Seiten-Modell

(auch Nachrichtenquadrat, Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell) von Friedemann Schulz von Thun ist ein Modell der Kommunikationspsychologie, mit dem eine Nachricht unter vier Aspekten oder Ebenen beschrieben wird:

Sachinhalt

(Frage: Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?)

Auf der Sachebene vermittelt der Sprecher Daten, Fakten und Sachverhalte. Aufgaben des Sprechers sind Klarheit und Verständlichkeit des Ausdrucks. Mit dem „Sach-Ohr“ prüft der Hörer die Nachricht mit den Kriterien der Wahrheit (wahr/unwahr), der Relevanz (von Belang/belanglos) und der Hinlänglichkeit (ausreichend/ergänzungsbedürftig). In einem eingespielten Team verläuft dies meist problemlos.

Die Sachebene ist in unserer vernunftorientierten Gesellschaft sehr beliebt, besonders von Männern und Akademikern. ,,Immer schön sachlich bleiben” ist das Motto. Treten jedoch Schwierigkeiten auf der emotionalen und zwischenmenschlichen Seite auf, tendieren wir dazu, aneinander vorbeizureden. Beziehungsprobleme können jedoch nie auf der Sachebene gelöst werden!

Selbstoffenbarung

(Frage: Was ist das für einer? Was ist mit ihm?)

Jede Äußerung bewirkt eine nur teilweise bewusste und beabsichtigte Selbstdarstellung und zugleich eine unbewusste, unfreiwillige Selbstenthüllung (siehe Johari-Fenster). Jede Nachricht kann somit zu Deutungen über die Persönlichkeit des Sprechers verwendet werden. Das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ des Hörers lauscht darauf, was in der Nachricht über den Sprecher enthalten ist (Ich-Botschaften).

Eine gut ausgeprägte Selbstoffenbarungsebene ist für die zwischenmenschliche Verständigung in der Regel vorteilhaft. Hören wir die Botschaft auf diesem Ohr, nehmen wir vor allem die Aussage des anderen über sich selbst war. Wir sind weniger mit uns selbst beschäftigt, sondern achten auf die Gefühle und Zustände des Gesprächspartners, hören genau zu und können ihn so besser verstehen.

Beziehung

(Frage: Wie redet der andere mit mir?)

Auf der Beziehungsebene kommt zum Ausdruck, wie der Sprecher und Hörer sich zueinander verhalten, und wie sie sich einschätzen. Der Sprecher kann – durch die Art der Formulierung, seine Körpersprache, Tonfall und anderes – Wertschätzung, Respekt, Wohlwollen, Gleichgültigkeit, Verachtung in Bezug auf den Anderen zeigen. Abhängig davon, was der Hörer im „Beziehungs-Ohr“ wahrnimmt, fühlt er sich entweder akzeptiert oder herabgesetzt, respektiert oder bevormundet.

Manche Menschen sind beim Zuhören auf dieser Kommunikationsebene sehr empfindlich, so dass sie in jede auch noch so neutrale Botschaft Stellungnahmen zu ihrer Person hineininterpretieren. Sie nehmen alles persönlich, sind leicht beleidigt und fühlen sich oft herabgesetzt oder bevormundet. Lachen deuten sie als Auslachen und Anschauen als kritisches Mustern. Ihr Selbstwertgefühl ist leicht verletzbar.

Appell

(Frage: Was soll ich tun, denken, fühlen aufgrund seiner Mitteilung?)

Wer sich äußert, will in der Regel auch etwas bewirken. Mit dem Appell will der Sprecher den Hörer veranlassen, etwas zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch, Einfluss zu nehmen, kann offen oder verdeckt sein. Offen sind Bitten und Aufforderungen. Verdeckte Veranlassungen werden als Manipulation bezeichnet. Auf dem Appell-Ohr fragt sich der Empfänger: „Was soll ich jetzt denken, machen oder fühlen?“

Menschen mit einer ausgeprägten Appellebene versuchen meist, es allen recht zu machen und zuvorkommend auch unausgesprochene Erwartungen zu erfüllen. Die Botschaft des anderen wird vor allem auf Appell hin analysiert und wir reagieren schon, bevor der andere überhaupt einen Wunsch ausgesprochen hat.

(Siehe 4-Seiten-Modell bei: Wikipedia und Mobbingberatung)

Die Finale Theorie – Theorie des Seins

Unser ganzes internes Zielenetzwerk wurde während unseres ganzen bisherigen Lebens gemeinsam von der Körperentität und der Erlebnisentität aufgebaut. Deshalb sind immer alle vier Seiten einer Nachricht von beiden Entitäten der kommunizierenden Personen beeinflußt.

Sender

Bei jeder Art von Aktivitäten einer Person geht es immer um Zielverfolgung. Es geht immer direkt und indirekt um Arterhaltung und Erkenntnisgewinn, also um Maximierung positiver Emotionen oder Minimierung negativer Emotionen. Dies gilt natürlich auch für jede Kommunikation.

(Frage: Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?)

(Frage: Was ist das für einer? Was ist mit ihm?)

(Frage: Wie redet der andere mit mir?)

(Frage: Was soll ich tun, denken, fühlen aufgrund seiner Mitteilung?)

Jede beteiligte Person interpretiert ständig alle vier Seiten der Kommunikation.

Beim Sender wird die Nachricht vom Willen der Erlebnisentität angestossen und von der Körperentität ausgeführt. Die Erlebnisentität verfolgt ein bestimmtes emotionales und sachliches Ziel mit der Kommunikation. Es werden sowohl auf der sachlichen Ebene, wie auf der emotionalen Ebene immer bei jeder Kommunikation Information ausgetauscht.

Die Körperentität kann selbst nicht Lügen. Sie ist ausführendes Organ des Willens der Erlebnisentität. Wenn die Erlebnisentität es aber nicht beherrscht, auch auf der emotionalen Ebene seine Nachricht einzufärben und dies seiner Körperentität miteilt, dann wird seine Körperentität seine nur Sachebene-Nachricht mit den abgespeicherten dazugehörigen wahren Emotionen des Senders einfärben. Er sagt dann emotional die Wahrheit.

Die mitgeteilte Emotionen beziehen sich aber oft nur auf die momentane Situation, die sehr komplex sein kann. Die emotionale Färbung muß nicht unbedingt durch die Sachebene-Nachricht gefärbt sein. Dies führt unweigerlich zu Missverständnissen auf der Empfänger Seite.

Empfänger

Jeder Empfänger einer Nachricht interpretiert die Nachricht auf die Inhalte dieser vier Seiten mit seinen Möglichkeiten und Erfahrungen. Wie die Anteile in einer Nachricht verteilt sind oder erlebt werden, hängt von der Lebenserfahrung, der Kommunikationserfahrung und den Zielen des Senders und des Empfängers ab.

(Frage: Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?)

(Frage: Was ist das für einer? Was ist mit ihm?)

(Frage: Wie redet der andere mit mir?)

(Frage: Was soll ich tun, denken, fühlen aufgrund seiner Mitteilung?)

Beim Empfänger wird die Nachricht zuerst von der Körperentität wahrgenommen. Sie nimmt auf der Sachebene, die Nachricht der anderen Erlebnisentität wahr. Gleichzeitig interpretiert die Empfänger-Körperentität auf der emotionalen Ebene, den momentanen emotionalen Zustand der Sender-Körperentität.

Die Empfänger-Körperentität teilt sowohl ihre Wahrnehmung auf der Sachebene wie auf der Emotionalen Ebene seiner Empfänger-Erlebnisentität mit. Die Empfänger-Erlebnisentität kann nun, wenn sie sensibel für die emotionale Ebene ist entscheiden, wie sie aufgrund ihrer Gesamtwahrnehmung weiter agieren muß, um ihre Ziele möglichst zu erreichen.

Fazit

Es ist so gut wie unmöglich, dass der Empfänger einer Nachricht beim Empfang der Nachricht, exakt das gleiche Verständnis über den Inhalt der Nachricht hat, wie es der Sender hatte, denn selbst auf der Sachebene sind ja oft auch emotionale Beurteilungen der Sachverhalte enthalten, die nicht sofort ersichlich sind.

Die Körperentität kommuniziert die Emotionen des Momentes der Situation, sowie den emotionalen Inhalt der Nachricht über Mimik, Gestik, Färbung der Sprache nach außen und durch Überladung der Emotionen in das Bewusstsein der Erlebnisentität.

Die Erlebnisentität kommuniziert hautpsächlich über die Sprache. Gute erwachsene Kommunikatoren beherrschen aber auch die Kontrolle der Mimik, der Gestik und der Sprache, um bestimme Emotionen zu verbergen. Dies ist deshalb möglich, weil die Erlebnisentität die oberste Kontrolle über bewusste Muskelaktivitäten hat.

Es gibt unter Erwachsenen Menschen die Extreme, wo in erster Linie nur über die emotionale Ebene kommuniziert wird, wie bei Kleinkindern. Das andere Extrem ist, wenn Menschen  überhaupt nicht auf der emotionelen Ebene kommunizieren, sondern nur über die Sachebene.

Beide Extremfälle haben es in der menschlichen Gesellschaft sehr schwer ihren Platz zu finden. Die meisten Menschen haben einen Schwerpunkt auf einer dieser Ebene, kommunizieren aber immer auf beiden Ebenen, ob ihnen das bewusst ist oder nicht.

Gute Kommunikatoren können bewusst und gewollt auf beiden Ebenen gleichzeitig effizient zu kommunizieren. Gute Lügner können sogar den emotionalen Ausdruck ihrer Körperentität entsprechend beeinflussen, ohne den wahren eigenen Gefühlsstatus zu offenbaren.