Drang nach Regelwerk

Seitdem es denkende Menschen gibt, gibt es auch die Sehnsucht nach einem Modell der Welt, das die gesamte Welt und ihre innere Ordnung beschreibt.

Wir wollen die Welt verstehen und wir wollen uns selbst verstehen. Es gibt in uns einen starken Drang, unsere Erkenntnisse über die Wirklichkeit der Welt ständig zu erweitern und zu verbessern. Ich denke dieser Drang hat die gleiche Ursache wie die Evolution des Universums.

Weltformel

Meilensteine dieses Dranges gibt es viele in der Menschheitsgeschichte und wird es auch weiterhin geben. Die großen Meilensteine der Physik gab es im 20. Jahrhundert, als die Theorie der Quantenphysik und die Allgemeine Relativitätstheorie etabliert wurden. Beide Theorien lassen sich bisher nicht zu einer gemeinsamen physikalischen Theorie vereinheitlichen. Beide betrachten wohl nur Spezialfälle oder Ausschnittte der Wirklichkeit.

Seitdem hoffen viele Wissenschaftler, dass die Zeit für eine Weltformel gekommen ist, die Beide Theorien in einer Formel oder einem Satz von Formeln vereint. Im englischen Sprachraum spricht man von der Theory of Everything. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Formel die schönste aller denkbaren sein wird, so schön, dass allein ihre Schönheit der Beweis für ihre Wahrheit sei.

Momentan werden verschiedene Theorien (Stringtheorien) erörtert, die mindestens eine zehn dimensionale Raumzeit benötigen. Dies kann sich der menschliche Geist nicht mehr vorstellen und kann deshalb nie die erwartete schönste aller denkbaren Formeln sein, und sie wird deshalb auch nicht die erhoffte allumfassende Theorie darstellen.

Ich denke, wenn sich die komplette Wirklichkeit in einer mathematischen Formel oder einem kleinen Satz von mathematischen Formeln ausdrücken lassen würde, dann wären diese soweit verallgemeinert, dass man nicht viel damit in der Praxis anfangen könnte. Wie zum Beispiel mit der Aussage, dass die Evolution vom Einfachen zum Komplexen geschieht.

Der Ansatz ist schon falsch, eine Weltformel finden zu wollen, die die ganze Wirklichkeit beschreibt, indem nur physikalische Determinanten betrachtet werden, die keinen Raum für einen freien Willen oder Bewusstsein lassen. Dieser Ansatz ist getrieben von dem menschlichen Wunsch der Kontrolle seines Schicksals, dem Wunsch alles berechnen zu können.

Wenn alles berechenbar ist, wäre die Zukunft vorhersehbar. Freier Wille und Individualität lassen sich im Einzelnen nicht vorhersagen. Lediglich das durchschnittliche Verhalten von vielen Individuen lässt sich mit statistischen Mitteln vorhersagen, wenn deren Freiheitsgrade und Spielräume begrenzt sind.

Der Ansatz eine Weltformel finden zu wollen ist zu sehr materialistisch gedacht und betrachtet nur die physikalische Welt, obwohl doch schon jahrhundertelang das Leib Seele Problem der Philosophie bekannt ist. Es geht dabei um die Frage, wie sich die mentalen Zustände (Geist, Psyche, Erkenntnis, Seele) zu den physischen Zuständen (Körper, Nerven, Gehirn, Materie) verhalten.

Solange die Wissenschaft keine anerkannte Theorie über die menschliche Erkenntnisfähigkeit erbringen kann, solange sind doch wohl auch die Erkenntnisse, die wir glauben zu haben, mit Unsicherheit behaftet. Wir sind noch weit weg von der Erkenntnis der absoluten Wirklichkeit. Unsere menschlichen Erkenntnisse können sich nur allmählich der Wirklichkeit nähern, ohne sie vielleicht je zu erreichen. Dies ist wie bei einer mathematischen  Kurve, die sich asymptotisch der X-Achse nähert, diese aber nur im Unendlichen berührt. Die absolute Wirklichkeit wird erst dann erkannt, wenn alles erkannt wurde. Bis dahin ist alle Erkenntnis mit Unschärfe behaftet.

Aus dieser Überzeugung heraus, denke ich, dass wir auf der Asymptote der Erkenntnisse zur absoluten Wirklichkeit schneller vorankommen, wenn wir versuchen, die heutigen Erkenntnisse der Menschheit in einer einzigen, schlüssigen Theorie unterzubringen auch wenn dies erst einmal ohne mathematische Formeln und wissenschaftlichen Beweisen gehen muss.

Einstein sagte sich häufig: “Ich möchte gerne wissen, wie Gott die Welt geschaffen hat”. Für sehr viele Wissenschaftler ist diese Frage Motivation und Grundlage ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Die gleichen Wissenschaftler vermeiden aber die konsequente Interpretation ihrer eigenen Ergebnisse, wenn sie nicht nur mit materiellen Komponenten zu erklären sind.

Viele Wissenschaftler glauben an einen Gott und erfahren sich selbst als ein spirituelles Wesen. Fast alle wissenschaftlichen Publikationen, die einen größeren Bereich des Seins abdecken, kommen über kurz oder lang an die Grenzen der heutigen Theorien und es wird dann darin über eine geistige Komponente des Seins nur spekuliert, ohne sie zu postulieren. Oder es wird auf die Religion verwiesen, die ja per Definition nicht Bestandteil der Wissenschaften sein soll. So ist jedenfalls die heutige wissenschaftliche Meinung.

Wissenschaftlicher fürchten anscheinend um ihren guten Ruf, wenn sie eine Theorie vertreten, die auch eine geistige Komponente notwendig macht. Das öffentliche Bewusstsein der Wissenschaften akzeptiert anscheinend nur eine physikalische Welt. Deshalb versuchen sie immer wieder eine theory of all things (Theorie für alle Sachen) zu finden in dem sie nur materielle Erscheinungen betrachten und deshalb für viele Erkenntnisse und Gegebenheiten der pflanzlichen, tierischen und menschlichen Existenz keine befriedigende Erklärung anbieten können. Dies ist aber unbedingt notwendig um einer Theorie für Alles (Theory of Everything) gerecht zu werden.

Der materialistische Ansatz zur Findung einer Weltformel muss natürlich scheitern. Es wird hier zu kurz gedacht. Das Finden einer Weltformel der physikalischen Welt wird nur eine weitere Formel zu den bestehenden Formeln hinzufügen, die nur einen Ausschnitt des Seins betrachten. Sie betrachtet nur einen Teil, nicht das Ganze.

Auf der anderen Seite fragen aber fast alle Wissenschaftler im Experiment eine höhere Macht. Sie fragen sie, ob ihre Hypothesen der Wirklichkeit entsprechen. Sie nennen diese höhere Macht, die ihre Fragen beantworten soll Natur, weil sie das Wort Gott oder Schöpfer scheuen. Aber in ihrem eigenen Bewusstsein betrachten sie die Natur nicht als eine spirituelle Entität, sondern anscheinend als einen mechanischen Automat, der immer nur konsistent, nach festen Regeln funktioniert.

Sie versuchen nur die Regeln zu finden und vermeiden konsequent nach der eigentlichen Herkunft dieser Gesetzmäßigkeiten und deren Evolution zu forschen. Die Erkenntnisse der Quantenphysik zeigen die Grenzen auf, die den Dogmen der materialistischen Wissenschaft gesetzt sind.

Es gibt noch kein Vorstellungsmodell für die Erkenntnisse der Quantenphysik. Die Erkenntnisse der Quantenphysik unterstützen nicht das Kausalitätsprinzip von Ursache und Wirkung. Sie unterstützt die Theorie des freien Willens aller Entitäten im Universum.

Die Quantenphysik kann nur statistische Vorhersagen über das Verhalten von einzelnen Quanten (Teilchen) machen. Diese Vorhersagen werden dann im Experiment an einer großen Anzahl von gleichen Teilchen und deren individuell unterschiedlichem Verhalten bestätigt. Erklärungsmodelle der Quantenphysik werden erst möglich, wenn Individualität und freier Wille mit einbezogen werden. Wir werden darauf zurückkommen. Das wissenschaftliche Dogma der Materie als Ursprung allen Seins muss überwunden werden um hier weiter zu kommen.

Selbst die kleinsten Teilchen, welche die Phyik definier sind Teilchen ohne Körper aber mit Wirkung auf andere Teilchen ohne Körper. Dies ist doch die Definition von Geistentitäten. Warum haben Wissenschaftler Angst vor der Idee eines Schöpfers?

In den USA wurde gerichtlich darum gestritten, ob an den Schulen die Darwinsche Evolutionslehre oder die Lehre von einem intelligenten Design gelehrt werden soll, die einen intelligenten, allmächtigen Designer erforderlich macht, der die Welt nach seinem Willen gestaltet. Diese Diskussion macht sich auch in Europa breit.

Diese Diskussion zeigt zum Einen, dass es ein sehr starkes Bedürfnis nach einem spirituellen Anteil an der Evolution gibt und zum Zweiten, dass keine der beiden Positionen genug Überzeugungskraft hat, um die erlebte Wirklichkeit zu erklären. Beide Theorien sind anscheinend nicht hinreichend genug, um die Wirklichkeit der Evolution zu erklären. Meine Lebenserfahrung sagt mir, wenn man zwei gegensätzliche Positionen in einer neuen Position vereinigen kann, dann hat man einen Erkenntnisgewinn und ist auf der Asymptote zur Wirklichkeit ein Stück weiter gekommen.

Was sind denn die wirklichen Erkenntnisse, die zumindest von einem großen Teil der Menschheit als solche anerkannt werden? Die bewiesenen Fakten der Wissenschaften zählen sicher dazu, obwohl man hier auch zu schnell von einem Spezialfall auf Allgemeingültigkeit schließt. Auf den Gebieten der Philosophie, der Psychologie, der Religionen und der Esoterik und verwandter Gebiete gibt es sicher auch Erkenntnisse über die Wirklichkeit des Seins.

Bei diesen Gebieten sind die Gesetzmäßigkeiten schon immer nur statistisch über eine Menge von Individuen zu erfassen. Eine Gesetzmäßigkeit für Einzelfälle ist hier nach wissenschaftlichen Standards nicht festzustellen. Es gibt nur eine statistische Korrelation über die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung, ähnlich wie bei der Quantenphysik. Die individuelle Lebenserfahrung prägt die individuelle Gesetzmäßigkeit. Werden aber viele Einzelfälle betrachtet, so erkennt man Zusammenhänge und Ähnlichkeiten.

Die wahren Erkenntnisse in diesen Bereichen können nicht dem Dogma von Ursache und Wirkung unterworfen werden. Dieses Dogma hat sich ja nur etablieren können, weil die Physik in der Vergangenheit immer nur statistische Reaktionen von Vielteilchensystemen untersuchen konnte. Sie hat die daraus abgeleiteten Gesetzmäßigkeiten aber unerlaubt verallgemeinert und auf Einteilchensysteme bezogen, was falsch war.

Sie gelten nur für Vielteilchensysteme. Wie sich einzelne Teilchen verhalten kann die Physik überhaupt nicht aussagen, weil es auch hier anscheinend auf Individualität ankommt, welche die Physik noch nicht erfassen kann. Die Untersuchung von Reaktionen einzelner Teilchen auf andere einzelne Teilchen ist auch heute noch sehr schwierig, da zum Messen dieser Reaktionen ja andere Teilchen benötigt werden, die dann aber die Messung beeinflussen.

Homöopathie

Dr. Emanuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie und außergewöhnlicher Menschenfreund, hat sein ganzes Leben lang danach gestrebt, eine Methode zu finden, die es ihm ermöglicht auf der Basis von rationalen Erkenntnissen und Überlegungen, für jede Erkrankung eines Menschen die richtige Medizin zu finden.

Der erste Schritt der Heilung ist, das Individuum mit all seinen Erscheinungsformen und Reaktionen im Leben zu erfassen. Seine Idee war, alle momentanen physischen und psychischen Symptome des kranken Patienten zu erfassen.

Kennt man eine Substanz (Pflanze, Mineral) die bei Einnahme durch gesunde Menschen die gleiche Summe an physischen und psychischen Symptome verursachen wie bei dem Patienten, dann ist diese Substanz die richtige Ursubstanz zur Erzeugung einer homöopathischer Medizin, um diesen kranken Patienten zu heilen. Je ähnlicher beide Summen von Symptomen sind, desto wirkungsvoller ist die Medizin, die aus dieser Ursubstanz gewonnen wird.

Die Medizin wirkt deshalb nur optimal für diesen Patienten, da andere Patienten immer eine andere Summe von Symptomen zeigen. Sie ist keine Medizin für eine Krankheit, sie ist eine Medizin für dieses Individuum.

Leider wird diese Tatsache heutzutage dem Kommerz zuliebe verdrängt. Alle industriellen Hersteller von homöopathischen Arzneimitteln versuchen diese als Heilmittel für Krankheiten zu vermarkten, weil nur dies einen großen Umsatz verspricht. Dies ist ein Irrweg der Homöopathie und wurde schon von Dr. Hahnemann verurteilt.

Die Vorstellung der Homöopathie ist es, dass es ausreicht die individuellen Eigenschaften der Ursubstanzen (Pflanze, Mineral) als Informationen in einem Prozess der Potenzierung einer neutralen Substanz (Alkohol, Wasser oder Milchzucker) aufzuprägen. Der Vorgang der Potenzierung ist, grob physikalisch betrachtet, eine Verdünnung.

Bei der Potenzierung werden neun Teile der neutralen Substanz mit einem Teil der Ursubstanz gemischt und anschließend verrieben oder verschüttelt. Dies ergibt D-Potenzen dieser Medizin. Durch erneutes vermischen der D-Potenzen mit neun Teilen der neutralen Substanz und erneutem verschütteln oder verreiben werden C-Potenzen erzeugt. Es werden noch höhere Potenzen erzeugt und eingesetzt.

Diese potenzierte neutrale Substanz wird als Träger der Information der Ursubstanz dann als Medizin verabreicht. Homöopathische Arzneimittel mit hoher Potenz enthalten statistisch gesehen kein einziges Atom der Ursubstanz. Sie sind deshalb nur als geistige Medizin oder als Informationsträger der Ursubstanz zu betrachten.

Mit den Vorstellungen der materiellen Wissenschaften ist eine Übertragung von Informationen des Ausgangsstoffes auf die Trägersubstanz noch nicht zu erklären, weil diese noch nicht in der Lage ist, die Reaktionen einzelner Teilchen in Gänze zu verstehen und vorherzusagen. Deshalb wird die Homöopathie als unwissenschaftlich abklassifiziert. Die Schulmedizin spricht hier von einem rituellen Prozess.

In der Theorie des Seins sind alle Entitäten im Universum reine Geistentitäten. Auch die Materieentitäten. Welche Art der Informationsverarbeitung es zwischen interagierenden Geistwesen gibt ist vollkommen unklar. Ebenso unklar sind die Ziele und Freiheitsgrade dieser Materieentitäten.

Warum soll es bei der Potenzierung eines homöopathischen Medizin nicht zu einer Verschränkung zwischen den beteiligten Atomen und Molekülen kommen, bei der Information übertragen wird, die später im Körper des Patienten von Zellen verarbeitet wird. Die Erscheinung der Verschränkung wurde von der Quantenphysik bei verschiedenen Quanten, wie Elektronen und Photonen nachgewiesen.

Findet die Wissenschaft den Nachweis, wie Information auf Materieentitäten aufgeprägt werden kann oder findet sie heraus, dass auch Materie eigentlich nur eine Form von Information ist, dann hat man auch eine wissenschaftliche Erklärung für die Funktionsweise homöopathischer Medizin. Die Wissenschaft hat auch noch nicht herausgefunden, wie Informationen in unserem Gehirn kodiert hinterlegt werden. Aber niemand würde noch bezweifeln, dass dies trotzdem geschieht.

Dr. Emanuel Hahnemann, der erst spät in seinem Leben diese Theorie entwickelt hat, hatte nachweislich großen Erfolg in der Heilung von Menschen mit homöopathischen Arzneimitteln, Menschen, die von der Schulmedizin als austherapiert aufgegeben wurden. Er hatte wohl besondere Fähigkeiten im Erfassen des Patienten als einzigartiges Individuum und einen umfangreichen Erfahrungsschatz an Symptomen die er durch eine Vielzahl Arzneimittelprüfungen (Erleben der Symptome am eigenen Körper durch Einnahme der Ursubstanzen) am eigenen Körper erfahren hatte.

In Europa gibt es 54 000 auf Homöopathie spezialisierte Ärzte und Heilpraktiker. Deren Dienste werden von ca. 100 Millionen Menschen in Anspruch genommen. 2005 wurden in Europa 1771 Millionen Euro an homöopathischen Heilmitteln verkauft.

Als Menschenfreund hat Dr. Hahnemann versucht seine Erkenntnisse in seinem Buch Organon der rationellen Heilkunde zusammen zu fassen, um anderen Menschen die Heilung von Menschen mittels der Homöopathie zu ermöglichen.

Im weiteren Verlauf seines Lebens hat er erkannt, dass die richtige Anwendung der Homöopathie eine Kunst ist und der medizinische Erfolg sehr stark von der Fähigkeit des Arztes abhängt, den individuellen Patienten als Ganzes und als einmaliges Individuum zu erfassen. Bei den nächsten Ausgaben seines Buches hat er deshalb den Titel von Organon der rationellen Heilkunde in Organon der Heilkunst geändert.

Kausalität

Alle klassischen materiellen Wissenschaften bestehen auf der Anforderung eines kausalen Zusammenhangs zwischen Ursache und Wirkung, der mathematisch beschreibbar sein muss. Gelingt der Nachweis der mathematischen Beschreibung in einem Experiment, dann gilt die Behauptung des kausalen Zusammenhangs als bewiesen.

Gibt es allerdings nur einen kausalen Zusammenhang zwischen einer individuellen Ursache und einer individuellen Wirkung, die eine gesonderte mathematische Beschreibung jedes Einzelfalles nötig machen würde, macht diese wissenschaftliche Anforderung keinen Sinn mehr, so wie bei der Homöopathie.

Schon 1931 hat der deutsche Mathematiker Kurt Friedrich Gödel bewiesen, dass es wahre Aussagen gibt, die nicht zu beweisen sind, weil sie nur wahr sein können, wenn sie nicht bewiesen werden können. Das sind zum Beispiel Aussagen der Art Ich bin nicht beweisbar. In seinen Unvollständigkeitssätzen hat Kurt Gödel gezeigt, dass es in jedem Axiomensystem Aussagen gibt, die weder zu beweisen, noch zu widerlegen sind.

Es gibt also auch wahre Aussagen, die nicht mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen sind. Jeder mit einem gesunden Menschenverstand hätte sofort das gleiche gesagt. Gödel hat es mathematisch bewiesen, damit die Gläubigen der Wissenschaftsdogmen diese Aussage auch als wahr akzeptieren.

Dogmen

Das führt uns direkt zu dem schon mehrfach benutzten Begriff des Dogma. Unter Dogma versteht man eine festlegende Definition, die einem Glauben, eine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit voraussetzend, einen unumstößlichen Wahrheitsgehalt zuschreiben soll. Wir alle verwenden Dogmen, ohne uns deren Ungewissheit immer bewusst zu sein.

Dogmen sind Hindernisse in unserem Geist, die wir nur schwer überwinden können, weil sie von uns als wahr angesehen werden, da sie von unseren Bezugspersonen und anderen Meinungsführern ständig als wahr verwendet werden. Wir nehmen viele der Dogmen sozusagen mit der Muttermilch auf. Es ist für uns nur sehr schwer zu entscheiden, ob ein Dogma eine unwahre Behauptung ist, oder ob dieses Dogma eine nicht beweisbare Wahrheit ist. Mit wissenschaftlichen Methoden ist dies auf jeden Fall nicht immer zu entscheiden.

Dogmen, die Unwahrheiten sind, werden meistens mit Autorität, also durch Macht, am Leben gehalten. Solche Dogmen sind Bestandteile eines Gruppenbewusstseins, die in der Gruppe nicht in Frage gestellt werden dürfen, da sonst Bestrafung droht. Dies passiert in jedem Elternhaus. Es passiert ständig in unserer Gesellschaft durch Wissenschaftler, Vorgesetzte und durch viele organisierte Glaubensgemeinschaften dieser Welt. Dogmen sind geistige Vergewaltigungen der Einzelnen durch die Gruppe zum Wohle der Mächtigen in der Gruppe. Aussagen, die ohne Angst in Frage gestellt werden dürfen, sich aber trotzdem über einen langen Zeitraum unverändert in unserem Menschheitsbewusstsein halten, kann man irgendwann als Wahrheit akzeptieren.

Ich denke es gibt noch zu viele Dogmen in dem menschlichen Erkenntnisraum, die keine Wahrheiten sind, sondern nur Behauptungen von Mächtigen. Die geforderte ausschließliche Beweisbarkeit für Wahrheiten ist solch ein Dogma der Wissenschaft und schränkt das Forschen nach Wahrheiten unnötig ein. Vor allem gibt es denen Macht, die das wissenschaftliche Wirken und Forschen beherrschen. Ein wissenschaftliches Dogma, das sich im öffentlichen Bewusstsein festgesetzt hat ist zum Beispiel, dass eine Aussage, die nicht wissenschaftlich beweisbar ist, sofort als Unwahrheit interpretiert wird, obwohl auch die Falschheit der Aussage nicht bewiesen werden kann.

Es ist sehr nützlich, wenn etwas bewiesen werden kann. Die riesigen Erfolge der Wissenschaften sind unbestreitbar. Der wissenschaftliche Beweis ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Es ist nicht sinnvoll zu verlangen, die Richtigkeit jeder Aussage wissenschaftlich beweisen zu müssen.
Es ist nur sinnvoll zu Verlangen, dass die Unwahrheit einer Aussage wissenschaftlich bewiesen werden muss. Denn für die Unwahrheit einer Aussage reicht ein einziger Fall als Gegenbeweis.

Für die Wahrheit einer Aussage müssen oft alle denkbaren Fälle bewiesen werden, weil es keinen allgemeingültigen Algorithmus gibt, wenn Individualität im Spiel ist. Alle denkbaren Fälle zu beweisen ist meistens nicht praktikabel. Kann die Unwahrheit einer Aussage nicht bewiesen werden, bedeutet auch dass nicht sofort, dass sie wahr sein muss.

Geheimwissenschaften

Ein sehr altes gesellschaftliches Problem ist der Hang der Wissenschaftler hin zur Geheimwissenschaft. Wissen hatte und hat in jeder Gesellschaft einen Marktwert. Wissende haben sehr oft einen Machtvorteil gegenüber Unwissenden. Dieser Vorteil und Marktwert ist umso größer, je schwerer das Wissen zu erreichen ist. Dies ist nicht nur abhängig von den individuellen intellektuellen Fähigkeiten des Einzelnen.

Wissen zu erreichen wird weithin durch verschieden Maßnahmen erschwert. Zum Beispiel durch kostenpflichtige Schulen, Berufsausbildung und Universitäten. Durch hohe Kosten der Lehr- und Lernmittel. Durch die unterschiedlichen Ständeorganisationen aller Fachrichtungen und deren Vorschriften. Durch Erschwerung der einzelnen Disziplinen mittels Fachsprachen und häufiger Verwendung von Fremdwörtern, die eine höhere Ausbildung voraussetzen. Erklärungsversuche dieser Tatsache verstecken sich hinter der Notwendigkeit von präzisen und eindeutigen Formulierungen von Sachverhalten der jeweiligen Disziplinen.

Es ist natürlich nicht nur der höhere Marktwert, sondern auch die damit einhergehende vorzeigbare soziale Stellung, die dieses Verhalten der Wissenschaftler verursacht. Es soll signalisieren, Ich gehöre zu den Wissenden. Eine höhere soziale Stellung erzeugt einen Vorteil zur Weitergabe der eigenen Gene und zur Aufzucht von gesundem und wiederum leistungsfähigem Nachwuchs.

Heute wird dieser Hang zur Geheimwissenschaft auch dadurch realisiert, dass die sogenannten Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Arbeiten von nur wenigen Publikationen in der Welt beherrscht werden. Alle bemühen sich um die herausragendsten Wissenschaftler, um sich damit am Markt einen Vorteil zu verschaffen. Diese Institutionen stellen deshalb sicher, dass dort nur angesehene Wissenschaftler publizieren können. Dies stellt sicher, dass nur der Massengeschmack der Wissenschaft publiziert wird und die Verbreitung von fundamental Neuem verhindert wird. Außer, wenn es durch das Dogma des wissenschaftlichen Beweises abgesichert wurde. Sie stellen auch sicher, dass nur solche Personen und Institutionen an die neusten Forschungsergebnisse kommen, die es sich leisten können.

Interessierte Laien mit geringem Budget haben keinen Zugriff auf die neusten Erkenntnisse. Obwohl es doch jedem klar sein sollte, dass alles neue Wissen immer auf altem Menschheitswissen aufbaut. Deshalb hat die Menschheit auch ein Recht auf das neue Wissen. Neues Wissen kann seine positiven Effekte nur dann wirklich Entfalten, wenn es zu neuem Menschheitswissen geworden ist.

Außerdem muss sich neues Wissen der Überprüfung durch alle Menschen stellen, um irgendwann als wirkliche Wahrheit akzeptiert zu werden. Dies dürfen wir nicht nur dem Wissenschaftsklerus überlassen.

Die Flut an neuen Erkenntnissen ist zur Zeit so groß, dass der wissenschaftliche Klerus sie alleine schon nicht mehr verarbeiten kann, obwohl inzwischen alle  ihre Publikationen im Internet vertreiben. Einzelne Artikel sind einfach zu teuer. Die Gefahr, dass Wissen in diesen Schubladen verstaubt, ist recht groß, besonders wenn dieses Wissen nicht zu vermarktbaren Produkten führt oder sogar vorhandene Produkte unnötig machen würde.

Neue Theorie

Aus obigen Überlegungen heraus können wir davon ausgehen, dass es schon viele Erkenntnisse der Menschheit gibt, die Wahrheiten darstellen, aber nicht, oder noch nicht zu beweisen sind. Ich denke hier zum Beispiel an die Ideen des Konfuzius, die viele radikale politische Systeme überlebt haben oder an die Ideen Jesus Christus, die sogar die christlichen Kirchen überdauert haben. Aus diesem Grund wäre es sicher nützlich und notwendig, eine umfassende Theorie zu erstellen, die alle menschlichen Erkenntnisse berücksichtigt, auch solche, die nicht bewiesen sind, aber schon lange, auch ohne Druck der Mächtigen, als Wahrheit akzeptiert werden.

Ziel dieses Essays ist es, die Entwicklung solch eine Theorie zu beginnen. Ich schlage eine geschlossene Theorie vor, die allen Erkenntnissen der Menschheit eine denkbare, gemeinsame Grundlage bietet. Ich werde dies leider auch nicht ohne unbewiesene Aussagen bewerkstelligen können. Erst weitere Untersuchungen, Diskussionen und Erfahrungen der zukünftigen Menschheit werden meine Aussagen als wahr oder unwahr einstufen. Neue Erkenntnisse werden sie sicher verbessern, aber im Kern hoffentlich bestätigen.

Ich bin auf das Tiefste davon überzeugt, dass die Evolution nicht mit dem ersten Einzeller begonnen hat, sondern dass es nur eine einzige universelle Evolution gibt, sonst nichts. Die Evolution beginnt spätestens mit der Geburt des Kosmos und endet frühestens mit dessen Ende.

Die Welt in der wir leben existiert für jeden. Also muss sie auch Jemand oder Etwas erschaffen haben. Ich kann nicht verstehen, wie man selbst daran zweifeln kann. Für mich ist das ein Axiom (unmittelbar einleuchtender Grundsatz). Die Wissenschaft geht im Allgemeinen davon aus, dass bei der Erschaffung der Welt alle notwendigen und hinreichenden Naturgesetze in Kraft gesetzt wurden und dass sich diese Naturgesetzte bis heute nicht verändert haben. Ich gehe eher davon aus, dass auch die Naturgesetze nicht alle gleichzeitig von Anfang an vorhanden waren, sondern dass sie erst nach und nach emergent wurden. Möglich wäre es auch, dass sie sich im Laufe der Evolution verändert haben, denn Evolution ist ein Prozess der Fortentwicklung.

Wir kommen nicht umhin, auch die Erschaffung der Welt in unserer Theorie zu berücksichtigen. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Prozess der Evolution und dem Prozess der Erkenntnis beim Menschen. Es gibt in diesem Bereich noch viel Neues zu ergründen. Hier sind besonders die Dogmen der verschiedenen Kirchen ein Hindernis, um sich der Wirklichkeit zu nähern. Sie verhindern das gesellschaftlich erlaubte Denken von Alternativen.

Ihre Theorie ist verrückt, junger Mann, aber nicht verrückt genug um nicht wahr zu sein.

Niels Bohr, dänischer Physiker, 1922 Nobelpreisträger für Physik.

Dies ist das Motto, dem ich auch diesen Essay widmen möchte. Es stellt den Versuch dar, eine Evolutionstheorie zu entwerfen, mit der sich das gesamte menschliche Erfahrungsrepertoire erklären lässt.
Ich versuche nur wirkliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. Wobei Erkenntnisse hier nicht immer mit wissenschaftlichen Beweisen versehen sind. Bei den nicht wissenschaftlichen Erkenntnissen ließ ich mich in der Hauptsache von meinem eigenen Erkenntnisapparat leiten, von was sonst? Den menschlichen Erkenntnisprozess werden wir uns noch etwas detaillierter ansehen. Meine Erkenntnisse sind nicht immer nachprüfbar, im Sinne einer wissenschaftlichen Beweisführung.

Errare humanum est (Irren ist menschlich).

Die verwendeten Erkenntnisse müssten aber trotzdem von jedem unvoreingenommenen Menschen als Erkenntnis erkannt werden, wenn es denn eine wahre Erkenntnis ist, und dieser unvoreingenommene Mensch die Erkenntnisse schon besitzt, die zum Erkennen dieser neuen Erkenntnis Voraussetzung sind. Denn jede neue Erkenntnis setzt immer auf schon Erkanntem auf, genau wie die Evolution, die immer neue Qualitäten aus schon vorhandenen Qualitäten erschafft.

Die Erkenntnis und die Evolution scheinen keine riesigen Sprünge machen zu können. Gibt es vielleicht eine Quantelung der Erkenntnis und der Evolution? Wir werden uns der Beantwortung dieser Frage im Verlauf dieses Essays nähern. Ich nenne meine Theorie, die ich ihnen hier vorstelle, die Theorie des Seins, da sie ja alle Bereiche des menschlichen Seins abdecken soll.

Im Rahmen meiner Theorie des Seins sind Erklärungen dieser Erscheinungen möglich. Ich werde aber nicht auf alle im Detail in diesem Essay eingehen.

Ich denke, also bin ich.

Rene Descartes

Alle Erkenntnisse von Menschen, über die wir reden, schreiben und nachdenken können, vollziehen sich doch in unserem Inneren, in dem Teil unseres Seins, das wir Bewusstsein nennen. Wir bezeichnen das Bewusstsein als die Instanz in uns, die uns das Jetzt erleben lässt. In der wir bewusst über ein Problem nachdenken. In der wir unserer Existenz und unseren Erkenntnissen bewusst sind. Also auch die Erkenntnisse über die Quantenmechanik und die Einsteinsche Relativitätstheorie wurden in einem Bewusstsein erkannt. Die Betrachtung des Bewusstseins nimmt einen großen Raum in diesem Essay ein.

Schon die Tatsache, dass wir ein Bewusstsein haben, zeigt doch, dass wir unbedingt auch nichtmaterielle Dinge in einer Theorie des Seins berücksichtigen müssen. Wissenschaftler versuchten bisher vergeblich den Sitz des Bewusstseins in der Materie zu finden, obwohl es gar nicht zu beweisen ist, dass es eine physikalische Welt außerhalb unseres Bewusstseins überhaupt gibt. Denn auch alles was wir über die Materie wissen und erfahren, erleben wir nur in unserem Bewusstsein. Hätten wir kein Bewusstsein, dann wüssten wir auch nichts über unsere Existenz oder über andere Existenzen. Ist es vielleicht sinnvoller, nicht den Sitz des Bewusstseins in der Materie zu suchen sondern den Sitz der Materie im Bewusstsein?

Ich stimme mit Schopenhauers erstem Hauptsatz überein: Die Welt ist meine Vorstellung. Ich gehe trotzdem davon aus, dass es auch andere Erlebnisentitäten außer mir gibt, obwohl mein Bewusstsein das Einzige ist, dessen Existenz ich mir absolut sicher bin, unabhängig von einem Vorstellungsmodell über die Wirklichkeit der Welt.

Ich persönlich erlebe andere Erlebnisentitäten, wie meine Mitmenschen, Tiere und Pflanzen und deren direkten Wirkung auf mich, die nicht alle mit unserem physikalischen Weltbild zu erklären sind. Geben wir diesem Erleben einen Raum in einer Theorie des Seins, die nicht beweisbar sein kann, aber vielleicht widerlegbar.

Zentrales Programm

Sie kennen doch alle diese neuen Computerspiele, bei denen die Mitspieler an Computer oder Spielekonsolen sitzen und mit anderen Menschen, die auch an einem Computer oder einer Spielekonsole sitzen ein gemeinsames Spiel spielen. Ein zentrales Computerprogramm erzeugt für alle Mitspieler die virtuelle Realität, die für alle beteiligten Mitspieler die gleiche Logik enthält. Jeder Mitspieler spielt eine bestimmte virtuelle Person in diesem gemeinsamen Spiel. Alle virtuellen Personen können in dem Spiel miteinander interagieren.

Das zentrale Computerprogramm kann so programmiert werden, dass jede virtuelle Person verschiedene Fähigkeiten besitzt und auch über unterschiedliche Ressourcen verfügt, die damit jeder virtuellen Person unterschiedliche Aktivitäten ermöglicht, was unterschiedliche Macht bedeutet.

Manche Menschen tauchen so intensiv in solche Spiele ein, dass sie während des Spielens in der virtuellen Realität die gleichen Empfindungen haben, wie sie in der normalen Realität angemessenen wären. Die virtuelle Realität wird kurzzeitig zu ihrer individuellen wirklichen Realität.

Es könnte theoretisch sein, dass wir mit unserem Bewusstsein direkt an ein solches zentrales Programm angeschlossen sind, ohne den Umweg über Computer oder Spielekonsole. Dieses Programm realisiert unsere Welt. Wir können mit unserem Bewusstsein unseren Körper steuern. Dies können wir aber nur in den Grenzen dessen, was das zentrale Programm erlaubt. Das zentrale Programm realisiert die Gesetze der Physik und Chemie. Ist das zentrale Programm auch lernfähig, dann kann es auch unsere virtuelle Umwelt entsprechend unseren Aktionen anpassen.

Es gibt keinen Weg für uns, zu entscheiden, ob wir mit unserem Bewusstsein an ein solches Programm angeschlossen sind, welches uns unsere Realität erzeugt, oder ob unsere Welt wirklich so vorhanden ist, wie wir sie mit unseren Sinnen glauben zu erfahren. Es ist für uns auch ziemlich egal, denn beide Varianten sind für unser Erleben gleichwertig.

Es könnte also sein, dass wir rein spirituelle Wesen sind, ohne einen Körper. Es könnte sein, dass es keinen absoluten Raum gibt, keine absolute Materie, keine absolute Zeit, nur Bewusstsein und dessen Evolution. Die Erkenntnisse der heutigen Physik kommen diesem Standpunkt immer näher.

Selbst der Physiker John Weeler sagte schon auf dem legendären Kongress in Santa Fe im Jahre 1990, wo man sich auch die Weltformel als Ergebnis gesetzt hatte: Es gibt kein draußen da draußen. Dieser Kongress findet jedes Jahr seit 1985 statt. Die Weltformel ist noch nicht in Sicht.

Auch der Philosoph Platon hat schon vierhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung gesagt, dass es hinter unserer sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit eine noch wirklichere Wirklichkeit gibt, bestehend aus Urbildern, von denen die Dinge gleichsam nur eine Projektion sind.

 

Obiges Gedankenexperiment mit dem Computerprogramm soll zeigen:

  • Es ist bewiesen, dass es einen nicht materiellen Aspekt unseres Seins gibt.
  • Es kann nicht bewiesen werden, dass es feste Materie als Gebilde in einem realen Raum gibt.

Dies ist natürlich auch kein Beweis, dass es keine physikalische Welt gibt. Wir müssen uns aber davor hüten, die Wissenschaften zu sehr materiell zu betreiben und ständig dem wirtschaftlichen Nutzen der Mächtigen in unserer Gesellschaft oder von uns selbst unter zu ordnen und so unser Denken einzuengen. Die rein physikalische Betrachtung der Wirklichkeit wird uns nicht zum Ziel einer Theorie des Seins führen. Denn wir sind in erster Linie spirituelle Wesen, die nur in ihrem Bewusstsein Leben erfahren können.

Unsere Lebenserfahrung zeigt uns auch, dass menschliche Individuen unterschiedliche Bewusstseinsinhalte haben. Jeder Mensch ist ja schon einzigartig bei der Geburt und erlebt aus seiner Sicht auch eine einzigartige Umwelt. Das bedeutet, dass jeder sein eigenes Modell der Wirklichkeit im Leben entwickelt.

Vielfalt ist eine der großen Maßnahmen der Evolution. Jedes individuelle Bewusstsein ist sozusagen der Mittelpunkt seines eigenen Modells der Wirklichkeit. Aus diesem Grund gibt es ja die unermessliche Vielfalt von Misverständnissen zwischen den Menschen. Das ständige Erweitern unseres inneren Modells der Wirklichkeit nennen wir Leben oder auch Bewusstseinserweiterung.

Auch die wissenschaftlichen Modelle sind nur Gedankenmodelle der Wirklichkeit. Die wissenschaftlichen Modelle sind aber meistens dazu geeignet auf der Basis von Anfangsvoraussetzungen eines Systems exakte oder zumindest statistische Vorhersagen für die Zukunft des Systems machen zu können. Genau diese Eigenschaft zeigt, dass wissenschaftliche Modelle ungeeignet sind zur Darstellung der gesamten Wirklichkeit, wenn individueller Wille die Zukunft gestaltet kann und vielleicht auch soll, die nur sehr begrenzt für uns Menschen vorhersagbar ist.

Wenn alles deterministisch wäre, gäbe es keinen freien Willen. Sehr groß ist unser freie Wille wirklich nicht, denn die Bandbreite unseres Bewusstseins ist sehr gering, gemessen an der Flut von Daten, die wir in jeder Sekunde in unserem Körper aufnehmen. Dazu später mehr.

Das Koordinieren und Abgleichen aller unserer individuellen Modelle des Seins könnte die Theorie des Seins ergeben. Das gesamte Leben der Menschheit ist sozusagen eine Entwicklung der Theorie des Seins. Ich glaube, dass dieses Abgleichen aller individuellen Modelle zu einem Modell führen würde, dass der Wirklichkeit sehr nahe kommt. Das Internet könnte und wird hierbei eine große Hilfe sein.

Für die Theorie des Seins gilt natürlich die gleiche Logik, wie für jede andere Theorie. Selbst wenn es millionenfache Ereignisse gibt, die durch diese Theorie schlüssig erklärt werden, reicht ein einziges Ereignis, dass der Theorie widerspricht, um die Theorie ungültig oder zu einem beschränkten Spezialfall zu machen.

Eine Theorie dieses Umfangs ist niemals zu beweisen, denn um diese Theorie zu beweisen, müssten alle denkbaren Ereignisse und Zusammenhänge getestet werden, ob diese mit der Theorie korrelieren. Dies ist natürlich nicht für eine Theorie des Seins machbar sondern dies ist das Leben. Eine Theorie des Seins muss deshalb folgendem Kriterium genügen: Es darf keinen einzigen Erfahrungsvorfall der Menschheit geben, welcher der Theorie nicht entspricht. Die Theorie wird so lange als gültig anerkannt, so lange es keinen einzigen Gegenbeweis gibt.

Mehr ist nicht zu erreichen!