Meine Erlebnisentität
Meine Person besteht aus zwei geistigen Entitäten, die in besonderer Weise miteinander verschränkt sind. Die eine Entität nenne ich meine Körperentität und entspricht meinem Körper.
Die andere Entität ist meine Erlebnisentität, dies ist mein Ich, das ist mein Bewusstsein. Nur darin lebe ich und ich lebe nur im Jetzt.
Meine Erlebnisentität ist stark beschränkt, sie hat nur ein sehr kleines inneres Gedächtnis. Sie kann nur 7 separate Bedeutungen gleichzeitig darin erfassen. Nur die ständige Veränderung dieser Folge von 7 Bedeutungen, die durch meine Erlebnisentität ziehen machen mein momentanes Erleben aus. Ich kann diese Folge bewusst beeinflussen.
Passend zu diesen momentanen 7 Optionen in meiner Erlebnisentität bekomme ich eine Vorstellung von meiner Körperentität mitgeteilt, wie die momentane Situation meines Körpers und seiner Rezeptoren sich darstellt.
Bewusst beeinflussen bedeutet, dass ich mit meiner Körperentität kommuniziere, um den Strom der Eingangsbedeutungen in meine Erlebnisentität in die gewünschte Richtung zu verändern. Meine Körperentität ist der Verwalter aller Körperfunktionen, einschließlich meines externen Gedächtnisses im Neuronengeflecht.
Meine Kommandos an meine Körperentität sind auch sehr beschränkt. Sie bestehen in erster Linie aus einem Wollen. Meine Körperentität bietet mir immer eine kleine Auswahl an Handlungsoptionen an, die der Körper als nächstes ausführen kann.
Diese Auswahl basiert immer auf der momentanen Bewertung aller Eingangsinformationen des Körpers, der sie auf 7 Bedeutungen zusammenfasst und meiner Erlebnisentität anbietet. Die 7 Bedeutungen enthalten immer eine emotionale Bewertung und eine Vorstellung, was das Ziel dieser Optionen ist.
Meine Körperentität kann aber nur die Auswahl anbieten, die Ich schon einmal erlebt oder mir erfantasiert habe und dadurch von meiner Körperentität in meinem Gedächtnis hinterlegt wurde.
Deshalb lieben Säuglinge und Kleinkinder die scheinbar endlosen Wiederholungen von Erlebnissen, um eine große Auswahl an Möglichkeiten zu haben, die nur wenig voneinander sich unterscheiden, um so ein Optimum auf jede ähnliche Situation parat zu haben. Am Anfang des lebens ist dies Notwendig, um die Körperbewegungen zu optimieren, um das gewünschte Bewegungsziel sicher zu erreichen.
Deshalb ist es auch notwendig, das wir vor Fremdem Angst empfinden, weil wir dafür noch keine Bewertungen und Handlungsoptionen abgespeichert haben. Die Angst hilft uns bei der Untersuchung und Einordnung des Fremden vorsichtig zu sein.
Unser ganzes Leben besteht demnach nur aus einer ständigen Folge an Entscheidungen, welche momentane Option wir verfolgen wollen.
Wir erarbeiten uns im Laufe unseres Lebens eine ganze Hierarchie an kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielen und eine dazu passende Abfolge von Handlungsoptionen, wie wir diese Ziele erreichen können. Wir können die entsprechenden Handlungsstränge beliebig miteinander vernetzen.
Die Basis für all unsere Entscheidungen sind unsere Triebe, die wir nicht ablegen können. Die Emotionen, die ich bei meinen Zielvorstellungen habe und die Emotionen, die ich habe, wenn ich ein Ziel verfehle helfen mir zu entscheiden, welche Option die bessere ist und ob ich noch viel mehr Optionen benötige.
Alle meine kurzfristigen, mittelfristigen Ziele in meinem Leben haben etwas mit den Zielen meiner Körperentität nach Arterhaltung zu tun. Sie unterstützen auch den Trieb meiner Erlebnisentität nach Erkenntniszuwachs. Durch beide Triebe erreiche ich eine Optimierung meiner eigenen Lebensumstände. Durch Das Erleben und Verstehen der Zusammenhänge, die ich in meinem Weltmodell in meinem Körper hinterlegt habe, fällt es mir mit der Zeit immer leichter, die Ziele meiner Körperentität zu optimieren und meinem Drang nach Erkenntnis nachzukommen.
Es fällt mir immer leichter auf Veränderungen in meinem Umfeld die richtigen Maßnahmen und Entwicklungsschritte anzugehen, um meine individuellen Ziele und die Ziele meines Körpers immer zu unterstützen.
Bei meinem Drang, diese Ziele zu verfolgen lerne Ich, also meine Erlebnisentität, ständig hinzu. Ich nehme mir ständig neue Zwischenziele vor, die an meinem momentanen Zustand und meiner momentanen Umwelt orientiert sind. Sie sind aber immer auch an den obersten Zielen meiner Körperentität orientiert.
Jeder erwachsene Mensch schleppt ein ganzes Netzwerk von kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielen mit sich herum. Die Verfolgung dieser Ziele wird dadurch erschwert, das unsere Erlebnisentität nur 7+-2 Bedeutungen gleichzeitig in unserem Bewusstsein halten können.
Alles andere ist in unserem externen Gedächtnis, in unserem Körper gespeichert. Deshalb ist es die Aufgabe unserer Körperentität, unserer Erlebnisentität, die offenen, noch nicht erreichten Ziele immer dann bewusst zu machen, wenn es die momentane Situation erfordert. Wir wissen oft nicht, warum wir uns gerade jetzt an etwas erinnern, wenn es nicht direkt etwas mit der momentanen Situation in unserem Umfeld zu tun hat.
Das ganze Leben optimieren wir an diesen Zielen und an den Wegen dorthin, weil wir ständig neue Erkenntnisse haben, die uns eine bessere Zielverfolgung ermöglichen. Allerdings verändern wir dabei auch ständig unsere Ziele. Je mehr wir wissen, um so anspruchsvoller werden auch unsere Ziele.
Wenn ein Mensch leidet, dann hat er sich entweder Ziele vorgenommen, die in sich widersprüchlich sind, so dass er das eine Ziel nur erreichen kann, wenn er ein anderes Ziel nicht erreicht. Oder seine Lebensumstände hindern in ständig daran, seinen mittelfristigen Zielen näher zu kommen, weil sein Umfeld ihm ständig kurzfristige Ziele aufzwingt, die er zuerst verfolgen muß, weil er sonst seine langfristigen Ziele nie erreichen würde (z.B. durch eine lebensbedrohliche Situation)
Eine andere Schwierigkeit für uns Menschen liegt darin, dass wir früh in unserer Entwicklung uns die meisten Ziele nur aufgrund von emotionalem Verstehen und emotionalem Wollen ausgesucht haben. Sie werden oft nur als tiefe Sehnsucht im Gehirn abgespeichert ohne schon ein Weltmodell der zugeordneten Ur-Ideen entwickelt zu haben, was einen höheren intellektuellen Bewusstseinszustand über diese Ur-Ideen darstellt.
Viele dieser emotionalen Ziele erreichen deshalb nicht die intellektuelle Ebene und werden dadurch nicht richtig bewertet, wenn wir sie in unserer Erlebnisentität wieder vorgelegt bekommen und verdrängen sie leicht auf später anstatt sie gezielt anzugehen oder bewusst gewollt zu streichen. Unsere Gesellschaft trainiert Menschen nur auf intellektuelle Wahrnehmung und intellektuelle Zielverfolgung, nicht auf emotionale Wahrnehmung und emotionale Zielverfolgung.
Wenn wir diese emotionale Ziele nicht entwerten können oder nicht auf die intellektuelle Ebene anheben können, wirken sie trotzdem ständig im Hintergrund weiter. Ziele, an denen lange nicht gearbeitet wurde, erzeugen unangenehme Emotionen. Der Trieb staut sie auf.
Die emotionale Kompetenz ist viel wichtiger für eine Gemeinschaft, die davon abhängig ist, dass alle Individuen ihren Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Wir alle sollten mehr Achtsamkeit auf unsere emotionale Ziele verwenden.