Entwicklung – Kleinkind

Hier einige wissenschaftliche Fakten über die Entwicklung des Kleinkindes. Das sind deine Grundlagen für dein heutiges Leben. Du bleibtst immer ein Kind, das sein Kindsein weiter entwickelt hat. Du bist kein anderer Mensch geworden, du bist nur ein komplexerer Mensch geworden, der auch immer noch Kind sein kann und oft auch will.

0 – 2 Monate

Die sensorische präkognitive Form des Affekts herrscht im ersten Lebensjahr vor. Während ab 1,5 Jahren, phantasiebedingte Emotionsauslösung und symbolische Repräsentierung von Gefühlen zunehmen und an Bedeutung gewinnen.

Hören

  • Von Geburt an werden hohe Töne von tiefen Tönen unterschieden.
  • Hohe Töne sind beruhigender als Tiefe Töne und leise sind beruhigender als laute.
  • Schon vor der Geburt werden akustische Zeichen präzise wahrgenommen.
  • nach der Geburt besteht eine besondere Bevorzugung der mütterlichen Stimme.

Entwicklung des Selbstempfindens

  • Das auftauchende Selbstempfinden (mit 0 bis 2 Monate)
  • Neugeborene schlafen 12-16 Stunden.
  • 50 % der Schlafenszeit befinden sie sich im neuronalen aktiven Zustand.
  • Gegen Ende des ersten Jahres sind es noch 30 %.
  • Beim Erwachsenen sind es 20%.

Sehen

  • Neugeborene sehen scharf in 20 cm Abstand.
  • Seit Geburt werden schwarz-weiße Ringe von schwarz-weißen Streifen unterschieden.
  • Bunte Tafeln werden länger angesehen als einfarbige.
  • Bevorzugt werden hell-dunkel Kontraste.
  • Bevorzugt werden Ecken und Kanten eines Reizes (Dreieck).
  • In den ersten vier Wochen werden beim Abtasten eines visuellen Reizes die kontrastreichen Übergänge bevorzugt, wie der Übergang zwischen Haarlinie und Stirn.
  • Schon im zweiten und dritten Monat verlagert sich das Abtastmuster auf das Gesichtsinnere, Auge, Nase und Mund.
  • Mit einem Monat können sie schon in verschiedenen Entfernungen scharf sehen.
  • In zwei Monaten werden rot und rosa als ähnlicher wahrgenommen als rot und grün, obwohl der Wellenlängenunterschied ähnlich ist..

2-4 Monate

  • Ab zwei bis vier Monaten werden richtige Gesichter von solchen Unterschieden bei denen Mund, Auge und Nase falsch angeordnet sind.
  • Jetzt erkennt der Säugling das Gesicht als Ganzes.

Geschmacksdifferenzen:

  • Süß ist besser als salzig.
  • Verschiedene Arten von Süß können von Anfang an unterschieden werden. Sacharose-Fructose-Glucose und zuletzt Lactose.
  • Säuglinge erkennen ihre Mutter am Geruch.
  • Geruch und Geschmack existieren schon vor der Geburt als differenzielle Wahrnehmungen.

Sehen und Fühlen:

  • kreuzmodale Wahrnehmung funktioniert schon seit Geburt.
  • Säuglinge, die einen Gegenstand sehen, gehen davon aus, das er auch zu fühlen ist.
  • Säuglinge machen Ausweichbewegungen, wenn ein Gegenstand sich auf sie zu bewegt.
  • Mit 2,5 Monaten können gefühlte Gegenstände mit später nur gesehenen Gegenständen in Zusammenhanggebracht werden.
  • Mit 9,5 Monaten sind Kinder erstaunt, wenn das Objekt, das sie fühlen, nicht das ist, was sie gesehen haben.

Sehen und Hören:

  • Neugeborene bewegen den Kopf und ihre Augen in Richtung einer Schallquelle. Könnte Reflex sein.
  • Mit vier bis fünf Monaten wird mit Absicht versucht, das Gehörte zu untersuchen.
  • Mit 30 Tagen sind Säugling überrascht, wenn sie ein sprechendes Gesicht sehen und die Stimme kommt aus einer anderen Richtung.
  • Schon im ersten Monat gehen sie davon aus, das das Gehörte mit dem Gesehenen übereinstimmen muß.
  • Zeigt man drei Wochen alten Säuglingen weißes Licht von unterschiedlichen Helligkeitsgraden und läßt sie anschließend einen Ton in unterschiedlicher Lautstärke hören, dann bevorzugen sie den Ton, der zu dem zuletzt gesehenen Licht passt.
  • 5-7 Monate alte Kinder erwarten schon die zeitliche Synchronisation von Bildwahrnehmungen und den zugeörigen Tonsequenzen.
  • 6-11 Monate alte Kinder, die zuerst einen unterbrochenen Ton hören und zeigt man ihnen dann Bilder, eins mit einer durchgehenden Linie und eins mit einer unterbrochenen Linie, dann bevorzugen sie die unterbrochene Linie. Macht man den Versuch mit einem durchgehenden Ton, dann bevorzugen sie das Bild mit der durchgehenden Linie.

Ab 21 Tagen

  • 21 Tage alte Kinde sind in der Lage, Gesichtsausdrücke und Fingerbewegungen von Erwachsenen nachzuahmen.
  • Öffnen und Schließen der Finger, Faustmachen, Zungeherausstrecken, Lippenschürzen, Öffnen des Mundes in O-Form, Augenbrauenbewegungen.
  • Im Alter von 2 Monaten erwarten Säuglinge, dass die Stimme einer Person aus der Richtung kommt, in der die Person zu sehen ist. Kommt die Stimme von der Seite, was man technisch machen kann, sind sie erstaunt darüber.

Ab 3 Monaten

  • Ab 3 bis 5 Monaten werden verschiedene Gesichtsausdrücke unterschieden wie Überraschung, Freude, Traurigkeit, Angst und deren unterschiedliche Ausprägungen.
  • Ab 3 Monaten wird die Mutter visuell von anderen Personen unterschieden.
  • Der Reizhunger ist bei Säuglingen so groß, dass sie bei attraktiven Reizen sogar das Saugen beim Stillen vergessen.
  • Säuglinge in diesem Alter stellen erste Verbindungen zwischen verschiedenen Ereignissen her.
  • Ein erstes Gefühl von Regelmäßigkeit und Geordnetheit wird erlebt.
  • Drei Monate alte Säuglinge zeigen sich überracht, wenn die Mutter nicht die erwartete freundliche Mimik zeigt, wenn sie den Säugling auf den Arm nehmen.
  • Das visuelle Abtastmuster veränder sich.
  • Das soziale Lächeln beginnt.
  • Vokalisierungen werden ausgeprägter.
  • Mäßig neue Reize werden jetzt bevorzugt. Vorher wurde die Wiederholung von Bekanntem bevorzugt.
  • Lernprozesse werden stabiler (Konditionierung, Habituierung).
  • Auge zu Auge Kontakt Eltern-Kind wird stabiler.

Nach Stern:

Die amodale Perzeption:

  • Es ist die Erkenntnis, das die verschiedenen Sinneswahrnehmungen miteinander in Beziehung gebracht werden.
  • Sie stellen eine Verbindung her zwischen Gesehenem und Gefühltem; zwischen Gehörtem und Gesehnem.
  • Zeigt man ihnen zwei Filme, dann bevorzugen sie den Film, bei dem der Ton synchron ist mit den gezeigten Sprechern oder Tätigkeiten.
  • Es wird erkannt, das zum Beispiel ein Schnuller, der gefühlt wird, der gleiche ist, der auch gesehen wird.
  • Annahme des einen Objekts, dass unterschiedlich erlebt wird.

Die physiognomische Perzeption:

  • Das ist die Erfahrung, dass die Gestalt oder Physiognomie einer bildlichen Wahrnehmung, z.B. eines Körpers oder einer Linie auch emotional besetzt ist.
  • Eine ansteigende Schnörkellinie wird als fröhlich erlebt.
  • Ein abfallender Bogen wird als traurig angesehen.
  • EIne gezackte Aufwärtslinie wird als ärgerlich oder wütend empfunden.
  • Eine 6 kann als traurig angeshen werden.
  • Ein spitzer Handtuchhalter als böse.
  • Ein Stativ als stolz.
  • Eine auf der Seite liegende Tasse kann als müde angesehen werden.
  • Auch Farben können als warm, kalt, hart oder freundlich erlebt werden.

Die Vitalitätsaffekte:

  • Alle Wahrnehmungen werden auch mit starker emotionaler Differenzierung erlebt.
  • Üblicherweise werden Emotionen als diskrete, kategorisierbare Größen angesehen wie:
    Furcht, Angst, Scham, Schuld, Freude, Wut etc.
  • Diese Emotionen werden noch qualitativ qualifiziert: sie werden stark oder schwach, angenehm oder unangenehm erlebt.
  • Sie können noch schneidend, verblassend, brausend, flüchtig, explosiv, an- und abschwellend erlebt werden.
  • Sanfte Töne, freundliche Stimme wird mit sanften Bewegungen un Berührungen verknüpft.
  • Das plötzliche Hochreißen des Säuglings wird mit der ärgerlichen Stimme verknüpft.
  • Die Verknüpfung von Gemeinsamkeiten in den unterschiedlichen Sinnen und unterschiedlichen Erlebnissen führt zu neuen Erkenntnissen (Synthetisierung).

Das Kernselbstempfinden (mit 2-3 bis 7-9 Monaten)

Säuglinge dieses Alters machen die Erfahrung, dass sie und andere physische Entitäten (Körper) gibt, die miteinander in Beziehung stehen können, ohne das sie Eins sind.

  • Das aufkommende Ich, dass Bewusstsein der eigenen Einheit wird emotional erfasst.
  • Der Säugling kann nicht darüber nachdenken. Er erlebt aber seine Handlungen, als seine eigenen Handlungen, die er gewollt hat.
  • Selbsinitierte Handlungen haben ein anderes körperliches Erlebnis, als wenn die gleiche Handlung von anderen am Säugling vorgenommen werden.
  • Die Abgrenzung und Unterscheidung zwischen dem eigenen Ich und Körper und dem anderen wird immer deutlicher.
  • Sie bemerken ab einem Alter von sieben Monaten, dass ein Gesicht dasselbe ist, auch wenn es einen anderen Gescihtsausdruck annimmt oder wenn es nur von der Seite gesehen wird.
  • Hat eine Person 10 – 12 Leuchtpunkte auf Armen, Beinen, Rumpf und Kopf geklebt. Wird sie nun gehend, tanzend und hüpfend so fotografiert, dasss nur die Lichtpunkte zu sehen sind, erkennen Erwachsene und Schulkinder innerhalb von 2/10 Sekunden, dass es sich bei den sich bewegenden Lichtpunkten um einen Menschen handelt und nicht um sich zufällig bewegende Lichtpunkte.
  • Kinder im Alter von 3-5 Monaten zeigen ähnliches Verhalten. Zeigt man ihnen Filme mit zufälligen Punktbewegungen und Filmen, die biologische Bewegungsabläufe simulieren, bevorzugen sie die biologische Variante.
  • Ein einheitliches Selbstempfinden scheint mit 6 Monaten erreicht zu sein.
  • Mit 5-7 Monaten wird das gleiche Gesicht erkannt, egal ob es von vorne oder von der Seite betrachtet wird.

Subjetives Selbstempfinden

  • Die Phase des subjetiven Selbstempfindens (mit 7-9 bis 15-18 Monaten)
  • In diesem Alter machen die Erfahrung, dass  die anderen Entitäten auch andere Bewusstseinszustände (Psychen) haben, die sich in anderen Emotionen, Absichten und Aufmerksamkeiten ausdrücken.
  • Es entsteht auch die Idee, dass es Gemeinsamkeiten, Überschneidungen an Erfahrungen gibt, die auch emotional mitgeteilt werden können.

Das verbale Selbstempfinden (mit 15-18 Monaten)

  • Kinder entecken, dass sie persönliches Wissen haben, dass sie mit Hilfe von Symbolen kommunizieren können.
  • Es gibt gemeinsames Wissen, wie gemeinsames Wissen über die Bedeutung von Symbolen (Sprache, Bilder, Mimik, Gesten) und deren Verwendung zur gemeinsamen Kommunikation.

Das narrative Selbsempfinden (mit 3-4 Jahren)

  • Das Kind entwickelt die Fähigkeit, persönliche Erlebnisse und Motive in einer erzählenden, kohärenden Geschichte zu organisieren.
  • Das aufkommende Ich kann sich selbst darstellen.