Evolution – Individuum

Das ganze Leben jedes einzelnen Menschen ist Teil der Evolution des Universums. Wir entwickeln uns von dem Moment an, seit ein Spermium unseres Vaters sich mit der Eizelle unserer Mutter vereint hat.

Man kann versuchen, diese Entwicklung in einzelne Phasen einzuteilen. Es muß aber immer klar sein, dass solche Einteilungen immer nur grobe Muster zur Orientierung darstellen. Jedes Individuum entwickelt sich so, wie seine inneren Freiheitsgrade es ermöglichen auf die Anforderungen des individuelles Umfeldes zu reagieren, um seine individuellen emotionalen Ziele anzustreben.

Der folgende Versuch einer groben Einteilung der Evolution des Individuums basiert auf der Betrachtung des Menschen als erkenntnisfähiges Informationsverarbeitendes System und der Tatsache, dass komplexes Wissen auf vielfachem einfachem Wissen basiert.

Nervensystem

Das erste wichtige Ziel der Entwicklung ist erreicht, wenn der kleine Körper ein funktionstüchtiges Nervensystem aufgebaut hat. In dieser Phase ist unsere Körperentität Herr über die Entwicklung.

Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung gibt hier der Zustand des Körpers und der Psyche der Mutter vor. Werden immer alle Nährstoffe in ausreichender Menge über die Nabelschnur bereitgestellt?

Eine weitere Rahmenbedingung an die die Körperentität gebunden ist, ist seine DNS. Die DNS ist der Werkzeugkasten, den die Körperentität anwenden kann, um sein Ziel, einen menschlichen Körper aufzubauen, zu erreichen.

Ich vermute, dass die Dissoziation unseres Ichs, unserer Erlebnisentität erst erfolgt, wenn ein funktionsfähiges Nervensysem vorliegt, da unsere Erlebnisentität auf bestimmte Eingangs- und Ausgangsinformationen des Nervensystems beschränkt ist.

Kalibrierung

Es folgt die Phase der Kalibrierung des Nervensystems im Zusammenspiel mit unserer Erlebnisentität. Im Bauch unserer Mutter sind die Signale unseres Sehsinns und unseres Gehörs ziemlich einfach strukturiert.

Hier wird wahrscheinlich der Minimalpegel eingestellt, der als geringfügigste Wahrnehmung unserer körperlichen Sinne an unsere Erlebnisentität weitergeleitet wird.

Wir haben nun die allerersten Erlebnisse. Wir Sehen, Hören und Tasten. Wahrscheinlich verstehen wir dies alles noch nicht. Es verwirrt uns sicher. Wahscheinlich haben wir trotzdem den Wunsch es zu verstehen. Dieser Wunsch ist eine Anfrage an das Körperbewusstsein, uns diese Erlebnisse zu erklären.

Wie wird die Antwort wohl aussehen. Wir können noch nicht verstehen, was Sehen, Hören oder Tasten ist.

Ladeprogramm

Bei einem Computer gibt es den Vorgang des “bootstrapping”. Das ist der Ladevorgang, wie das Operatingsystem in den Hauptspeicher geladen wird und dadurch die Kontrolle über die Hardware bekommt.

Ein ähnliches System gibt es beim Menschen. Für alle Bereiche, die einmal unter der Kontrolle unserer Erlebnisentität sein werden, wird ein rudimentäres Minimalprogramm festverdrahtet im Nervensystem installiert.

In der Medizin spricht man da von Reflexen. Reflexe sind angeborene Verhaltensweisen, die durch bestimmte Reize unserer Sinne vom Körper ausgeführt werden ohne das unsere Erlebnisentität dies will. Die Ausführung dieses Vorgangs wird aber von der Erlebnisentität erlebt.

Jetzt beginnt die Entwicklung unserer Erlebnisentität. So schnell, wie wir Menschen uns in den ersten Jahren unseres Lebens entwickeln, geht das nicht ohne dass uns Jemand erklärt, was wir erleben.

Die Erkenntnisse über die ersten Ur-Ideen können wir durch eine direkte Kommunikation mit unserer Körperentität bekommen.

Die Theorie des Seins geht davon aus, dass unsere Körperentität genau weiß, welche Ur-Ideen sie seiner Erlebnisentität während seiner Evolution nahebringen muß und darf. Dies ist Teil ihres Lebensziels.

Dieses Nahebringen wird immer durch entsprechende Situationen ausgelöst, in der sich die Erlebnisentität subjektiv befindet und Hilfe zum Verständnis benötigt.

Basis-Körperwahrnehmung

Die nächste Entwicklungsphase, die sich noch im Bauch unserer Mutter abspielt, ist die Wahrnehmung unseres Körpers durch unser Nervensystem.

Hierbei helfen schon verschiedene Reflexe, die bei Berührungen mit dem Körper der Mutter auslösen. Wir bekommen jetzt schon ein rudimentäres Verständnis für unseren Körper und seine Wahrnehmungen.

Viele Wiederholungen der Reflexe, die immer etwas anders ablaufen, helfen uns im Laufe der Zeit gewollt diese Bewegungen der Reflexe kontrollierter auszuführen. Wir lernen sie zu modifizieren.

Körperwahrnehmung

Nach der Geburt fängt die intensive Phase des Kennenlernens unseres Körpers an. Viele unserer Basisreflexe kommen jetzt zum Tragen.

Unser oberstes Ziel, das jetzt mit sehr starken Emotionen verbunden ist, ist der Drang nach Nahrung für den kleinen Körper. Der Drang zur Brust der Mutter wird übermächtig, wenn unsere Körperentität Hunger signalisiert.

Der Ansturm an Signalen im Nervensystem ist jetzt so riesig, dass die Verarbeitung unserer Erfahrungen, die ja Niederschlag im Nervensystem haben müssen unserer Körperentität viel Zeit und Aufwand abverlangt.

Deshalb wird unsere Erlebnisentität noch sehr häufig in den Schlaf versetzt damit die Körperentität die volle Kontrolle über die Vorgänge im Korper hat.

Im Wachzustand muß die Körperentität jetzt die Wünsche und das Wollen der Erlebnisentität realisieren.

Diese Phase der Entwicklung ended eigentlich nie in unserem Leben. Denn es ist ein ständiger Anpassungsprozess des Körpers an die Ziele der Erlebnisentität.

Zielehierarchie

Diese Phase ist eingebettet in die Phase der Körperwahrnehmung. Wir entwickeln eine Hierarchie von kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielen, die wir im Laufe unseres Lebens unserem Erkenntnisstand und unserem dynamischen Umfeld ständig anpassen.

Nicht lange nach der Geburt lernen wir aufgrund der körperlichen Reflexe und unseren emotionalen Hinweise, wie unser Verhalten Einfluß auf das Verhalten der Personen im unmittelbaren Umfeld hat. Wir lernen unser Verhalten zu optimieren, dass die Befriedigung unserer emotionalen Bedürfnisse am besten stillt.

Es geht hierbei um das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sättigung. Diese Phase der menschlichen Entwicklung kann nicht wichtig genug angesehen werden. Hier werden schon fundamentale Erfahrungen gemacht, die ein fundamentales Verhaltensmuster des späteren Erwachsenen festlegt.

  • Wie sicher kann ich mich im Leben fühlen? Bin ich wirklich gewollt?
  • Werden meine Bedürfnisse zu einfach gestillt, dann brauche ich gar nicht zu lernen, mit welchem anderen Verhalten ich vielleicht noch bessere Ergebnisse erzielen könnte. Lernen duch neue Erfahrungen machen dann einfach keinen besonderen Sinn.
  • Werden meine Bedürfnisse immer nur unzureichend gestillt, egal wie ich mich anstrenge. Zeigen all meine Versuche überhaupt keinen Erfolg, dann wird meine Motivation zur weiteren Entwicklung nicht sehr unterstützt.
  • Wie oft im Leben ist der goldene Mittelweg das Optimum. Ausreichende Förderung verbunden mit angemessener Forderung erbringt die besten Entwicklungen hervor.
  • Dies gilt für das ganze Leben. Es ist selten zu spät diesen Weg einzuschlagen.

Fallstricke

Auf dem Weg zur selbständigen, selbstbewussten starken Persönlichkeit gibt es in jeder Gesellschaft Fallstricke, die in den besonderen ungeschriebenen Gesetzen der jeweiligen Kultur ihre Ursache haben.

In allen Kulturen sind die Eltern der Kinder die allmächtigen Götter für die Kinder. Der Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern ist nicht ein ungeschriebenes Gesetz und sichert meistens das Überleben des Kindes.

Deshalb lernen alle Kinder der Welt, wie sie ihre Eltern zufrieden stellen können, damit diese ihnen wohlgesonnen sind. Gleichzeitig lernen sie aber auch, dass es auch andere mächtige Personen in der Gesellschaft gibt und wie man diesen gegenüber sich verhalten muß, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen.

Denkblockaden

Es werden in früher Kindheit Machtstrukturen der eigenen Kulturlandschaft verinnerlicht, die nicht Ergebnis eigener intellektueller Einsichten sind, sondern schon in der Entwicklungsphase durch simples Nachmachen im Vertrauen auf die Schlauheit der Eltern etabliert wurden. Sie werden von den allermeisten Erwachsenen nie mehr in Frage gestellt.

Dies ist der Grund für die frühkindlichen Initialisierungsriten aller Religionsorganisationen. Sie sichern sich damit ihre Macht über die nächste Generation. Würden sie diese erst nach der Pubertät einführen, sehe die Welt heute anders aus. Viele Fragen der Pubertierenden können die Religionsorganisationen nicht beantworten.

Lehrsysteme

Die meisten Lehrsysteme wollen keine besonders starke Persönlichkeiten heranziehen, die selbständig denken können. Auch die meisten Lehrsysteme werden von den Mächtigen festgelegt und dienen deshalb gewollt oder ungewollt in erster Linie dem Machterhalt der Mächtigen.

Hier wird hauptsächlich das früh gelernte Verhalten der Kinder gegenüber mächtigeren Personen ausgenutzt. Die Kinder wollen sich so verhalten, dass sie von den mächtigen Personen gemocht werden. So lernen sie immer die Antworten zu geben, welche von den Lehrer gehört werden wollen.

Viele Kinder lernen deshalb die richtigen Antworten auswendig ohne die Gesetzmäßigkeit zu lernen, die von der Frage immer zur richtigen Antwort führt.

Weltbild

Die Phase des eigenen Weltbildes ist eingebettet in die Phase der Zielehierarchie. Sie beginnt mit der Pubertät, wenn unsere Erlebnisentität die volle Kontrolle über die Handlungen der Person erlangt. Im Laufe unseres erwachsenen Lebens erarbeiten wir uns unser individuelles Verständnis der Welt, die uns umgibt.

Hierbei können viele der bisherigen Verhaltensweisen überprüft und verändert werden. Wenn wir aber schon Ziele verinnerlicht haben, die nicht in Frage gestellt werden dürfen, weil ein emotionales Denkverbot besteht (z.B.: Religion), dann wird das auch nicht geschehen. Hier haben es die Menschen einfacher welche nicht in einem religösen Umfeld aufgewachsen sind. Ihre Gehirnwäsche war sicher nicht so erfolgreich.

Die Ziele, die in der frühen Entwicklungsphase nur emotional etabliert wurden und nicht auch aufgrund einer intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Konflikt etabliert wurden, können nur sehr schwer verändert werden, da es keine Erinnerung an diesen Vorgang gibt.

Wir werden erst dann damit konfrontiert, wenn die alten Ziele in Konflikt mit später etablierten Zielen kommen. Dieser Konflikt wird emotional als Unglück erlebt. Er kann meist nur durch eine Psychotherapie aufgelöst werden.

An unserem individuellen Weltbild orientieren wir unser Verhalten, unsere Ziele. In diesem Weltbild bilden wir Selbst den Mittelpunkt, um den sich die ganze Welt dreht, so wie wir sie verstehen.

Das Hauptproblem der Menschheit ist, das jeder einzelne Mensch ein anderes Weltbild in sich trägt und dass jeder einzelne Mensch davon ausgeht, dass der andere das gleiche Weltbild in sich trägt.