Das Kopernikus Syndrom

Dem Polen Nikolaus Kopernikus haben wir die Idee zu verdanken, dass die Planeten sich um die Sonne drehen und dass sich die Erde einmal am Tag um ihre eigene Achse dreht. Diese Vorstellung wird als heliozentrisches Weltbild beschrieben. Die damaligen Machthaber der katholischen Kirche bevorzugten das Weltbild, das sich die Sonne um die Erde dreht. Diese Vorstellung unterstützt den egozentrischen Glauben, dass der Mensch Mittelpunkt des Universums sei und sich alles um ihn dreht.

Kopernikus wusste um die Sprengkraft seiner revolutionären Idee der Himmelsmechanik. Da er in den Diensten der katholischen Kirche stand hat er dreißig Jahre gewartet, bis er sein Werk 1543 ‘De revolutionibus orbium coelestium‘ veröffentlichte. Kurze Zeit danach starb er angeblich an einem Herzinfakt. Wenn die Zeitspanne zwischen der Veröffentlichung und seinem Tod sehr kurz war, würde man heute davon ausgehen, dass er im Auftrag der zeitgenössischen Machthaber umgebracht wurde.

In einem der spektakulärsten Kirchenprozesse der Geschichte setzte die katholische Kirche sein Buch auf den Index verbotener Schriften und verfolgte Gelehrte, die sich damit identifizierten. So “gefährlich” erschienen Kopernikus’ Erkenntnisse. Die Kirche brauchte über 200 Jahre, um seine Schriften erst 1835 wieder vom Index zu nehmen.

Heute haben wir eine ähnliche Situation. Die Wissenschaftsindustrie und ihre Geldgeber bestehen auf der Idee, dass alles im Universum auf der Basis von Materie zu erklären sein muß. Alles andere, zum Beispiel , dass ein allmächtiges Geistwesen die Regeln festlegt, wird nicht gestattet und wird bekämpft.

Unbekanntes

Der Erkenntnisprozess des Mensche ist so strukturiert, dass er alles Unbekannte, das in sein Bewusstsein dringt, in irgendeiner Weise mit dem schon vorhandenen Weltbild in Einklang gebracht werden muß.

Das wirklich Unbekannte hat noch keine Entsprechung im Gedächtnis einer Person. Allem Neuem wird deshalb eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da dies Neue ja im schlimmsten Fall eine Gefahr für das eigene Überleben darstellen kann.

Fremdenfeindlichkeit

Dies ist die Ursache für jede Form der Angst vor Fremdem und der daraus folgenden  Fremdenfeindlichkeit. Es geht dabei nicht nur um fremdartig aussehende Personen sondern auch um unbekannte Tiere, Pflanzen und andere unbekannte Vorstellungen, die mit dem bisherigen Weltverständnis nicht sofort zu erklären sind. Deshalb ist dringend eine Einstufung des Neuen bezüglich seines Gefährdungspotentials notwendig.

Im Laufe der Evolution hat der Mensch gelernt, dass er Neues zuerst immer als besonders gefährlich einstuft. Damit liegen wir auf der sicheren Seite, um unser Überleben zu sichern.

Grundsätzlich gibt es nur drei Möglichkeiten, um mit einer unmittelbaren Bedrohung zurechtzukommen:

  • Flucht
  • Angriff
  • Totstellen

Die Vielfalt der möglichen Ausprägungen und Kombinationen dieser drei Grundsätzlichen Verhaltensweisen wurden ausreichend bei allen Vielzeller durch die Evolution auf der Erde ausgetested. Dies ist bei den verschiedenen Spezies auch gut zu beobachten.

Sie sind im Detail auch heute noch in allen Verhaltensweisen von uns Menschen zu erkennen.

Der Mensch als Generalist aller Vielzeller muß sich die optimale Verhaltensweisen für das Neue erst durch Erkenntnis erarbeiten. Er ist mit obigen drei Basisprogrammen ausgestattet, welche er im Laufe seines Lebens für jede Situation optimiert. Hierbei wird er schon vorhandene, erprobte Verhaltensweisen für das Neue zuerst austesten.

Machtstrukturen

Der Mensch als Person ist immer auch Mitglied von vielen Organisationen, die in einer Struktur der Macht miteinander verknüpft sind (Familie, Gemeinde, Staat, Arbeitgeber, usw.). Auch innerhalb einer Organisation gibt es immer machtstrukturen, die zu berücksichtigen sind.

Die Machtstrukturen in denen ein Mensch lebt sind deshalb immer fundamentaler Bestandteil seines Weltbildes, so wie er es sieht. Darin enthalten sind auch all seine individuellen Möglichkeiten enthalten, wie er sich in Konflikten verhalten kann, um sein Überleben in dieser Organisation zu sichern.

Wir Menschen als Mitglieder einer Organisation, die auch durch Aufgabenteilung gekennzeichnet ist, hat auch Spezialisten für das akzeptierte Weltbild in dieser Organisation.

Früher war das die katholische Kirche, die alle Machtbereiche durchdrungen hat. Heute wird das neue Glaubenssystem sehr stark von den persönlichen Interpretationen von Untersuchungsergebnissen von Wissenschaftlern und deren Weltbild beeinflusst und von den Medien, die diese verbreiten. verfälschen oder ignorieren.

Neue Ideen

Wirklich neue Ideen, welche das vorherrschende Weltbild der Meinungsführer der Organisation in Frage stellen, werden auch heute noch mit den gleichen Methoden bekämpft, die auch im 16. Jahrhundert üblich waren: Verschweigen, Verleugnen, Diskreditieren, Bedrohen und Töten.

Dies gilt besonders, wenn die wirklich neuen Ideen die Grundlagen der Macht der Meinungsführer oder anderer mächtiger Personen oder Organisationen der Gesellschaft bedrohen.

Das Kopernikus Syndrom

Das Kopernikus Syndrom ist zweiteilig. Zum Einen besteht es aus dem vorauseilendem Gehorsam des Ideen-Eigentümers, der aufgrund der zu erwartenden Probleme, seine neue Idee gar nicht erst publik macht, sondern sie für sich behält.

Zum Zweiten besteht sie aus der totalen Bekämpfung einer neuen Idee durch die bedrohten Machthaber, einschließlich der Bekämpfung aller Menschen, welche diese neue Idee äußern, um sich damit auseinander zu setzten.