Sozialverhalten

In jeder Gruppe von Menschen, die aus irgendwelchen Gründen zusammenkommen, stellt sich ein gewisses Sozialverhalten ein. Dieser Gruppendynamischer Prozess findet immer statt.

In Gruppen mit immer den gleichen Personen etabliert sich ein fast stabiles Verhalten. Es wird aber auch immer wieder in Frage gestellt.

Gutes Sozialverhalten

In einer Gruppe mit gutem Sozailverhalten werden alle Mitglieder von allen Mitgliedern gleichberechtigt angesehen. Jeder schätzt Jeden.

Es wird Niemand bevorzugt und Niemand wird benachteiligt. Alle bemühen sich darum, dass das auch so bleibt. Dies ist der Idealfall, der nur selten vorkommt.

Gutes Sozialverhalten gibt es nur, wenn alle Beteiligten sich auf Augenhöhe begegenen und sich immer gegenseitigen Respekt zollen. Dies muß unabhängig von der Höhe und Art der einzelnen Einkommen passieren. Es muß auch unabhängig vom Bildungsstand, der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Religionszugehörigkeit erfolgen.

Schlechtes Sozialverhalten

Schlechtes Sozialverhalten ist natürlich das Gegenteil von gutem Sozialverhalten. Es gibt dazu zwei Extrempositionen. In Wirklichkeit kommen bei einzelnen Menschen natürlich alle möglichen Mischformen zwischen diesen beiden Extrempositionen vor.

1. Extrem: Egoistisches Verhalten

Egoistisches Verhalten im Extrem ist: “Ich zuerst und alles für mich”. Menschen mit einer egoistischen Grundhaltung neigen dazu, jede momentane Entscheidung immer unter dem Aspekt “Was nutzt es mir?” zu betrachten und dann sein Verhalten danach ausrichtet.

Es gibt auch ein egoistisches Verhalten, dass als sehr soziales Verhalten daher kommt: Sogenannte “Macher” sind Menschen mit einem sehr großen Aktionspotential. Sie motivieren andere Menschen, Dinge mitzumachen, die eigentlich nur das Eigeninteresse des Machers darstellen.

Solange alle Beteiligten das gleiche Interesse Verfolgen, ist es noch sozialverträglich. Die Grenze zu rein egoistischem Verhalten des Machers wird aber schnell überschritten, wenn der Macher sehr dominant ist und die Teilnehmer es zulassen.

Egoistisches Verhalten in einer Gruppe führt immer dazu, dass andere Menschen in der Gruppe gekränkt werden.

2. Extrem: Unterwürfiges Verhalten

Das andere Extrem von unsozialem Verhalten ist das unterwürfige Verhalten: “Ich zuletzt. Nichts für mich, Alles für andere”.

Dieses Verhalten basiert meistens auf einem zu geringen Selbstwertgefühl. Es ist vielleicht noch ein schlimmeres unsoziale Verhalten, als das offene egoistische Verhalten, weil man sich leicht selbst belügen kann, indem man unterwürfiges Verhaltenes zu leicht als etwas positives für die Gemeinschaft darstellen kann: “Ich opfere mich für die Gemeinschaft”.

Es gibt auch eine perfide, sehr unsoziale Variante dieses Verhaltens, mit der man andere diskreditieren kann: Man dreht unterschwellig alles so hin, dass ein Anderer im Übermaß zuviel Gutes bekommt, um ihn anschließend als egoistisch zu diskreditieren.

Jeder Mensch nimmt doch gerne Freundlichkeiten entgegen. Viele Menschen wollen deshalb sofort eine Freundlichkeit zurückzahlen, um nicht in den Verdacht eines Egoisten zu kommen.

Missverständnisse

Alle Menschen sind Individuen, die unterschiedlich sozialisiert wurden. Bis zum Erwachsenen haben wir alle bestimmte Verhaltensweisen übernommen, die für uns selbstverständlich sind und meist unbewusst ablaufen.

Deshalb ist es weit verbreitet in unserer Gesellschaft, dass ein Teil der Gesellschaft bestimmte Verhaltensnormen verinnerlicht hat, die für sie gutes und ausreichendes Sozialverhalten darstellen.

Die gleichen Verhaltensnormen können in anderen Teilen der Gesellschaft als völlig übertrieben und unnütz angesehen werden. Wenn sich Menschen dieser unterschiedlichen Gruppen treffen, kommt es sehr leicht zu Missverständnissen, weil bestimmtes Verhalten als brüskierend, unsozial oder gar beleidigend angesehen wird, obwohl dies nicht beabsichtigt war.

Kein junger Mensch kennt die Gepflogenheiten in anderen Gruppen, mit denen man sonst keinen Kontakt hatte. Erst im Laufe eines Lebens lernt man die unterschiedlichen Standards kennen und einzuordnen.

Eine tolerante und selbstbewusste Grundhaltung kann hier viel helfen.

Schlussfolgerung

Beim menschlichen Zusammenleben geht es auf Dauer nur gut, wenn es in der Gruppe auch eine Kultur der offenen und ehrlichen Kritik gibt. Dies könnte ein Garant dafür sein, dass alle Mitglieder eine Gruppe irgendwann die gleiche Vorstellung über gutes Sozialverhalten haben.

Eine Entwicklung der einzelnen Person muß zugelassen werden, was aber nur möglich ist, wenn Kritik offen ausgetragen wird und ohne Anfeindungen darüber reflektiert werden kann.

Offene, ehrliche, nicht beleidigende Kritik ist immer respektvoll. Sie ist leider auch immer schmerzvoll, weil sie immer das Element der Abgrenzung, des Anderssein enthält. Das aber überwunden werden kann.

Im Umgang mit anderen Menschen ist deshalb Authentizität, Ehrlichkeit und Respekt die Basis für ein gutes Miteinander.