Angeborene Reflexe

Wikipedia bezeichnet als frühkindlicher oder Primitivreflex ein typisches und reproduzierbares Reaktionsmuster auf bestimmte äußere Reize. Diese Reflexe laufen ohne Beteiligung des Großhirns ab.

Die frühkindlichen Reflexe sind in der Summe der Urlader des informationsverarbeitenden, lernfähigen Systems Mensch. Der Mensch als Repräsentant der Ur-Idee Vielzeller-Generalist muß alles lernen, sogar wie er seinen Mund kontrollieren kann, wie er seine beiden Augen gleichzeitig auf den gleichen Punkt fokusieren kann, wie er alle anderen Muskeln willentlich koordinieren kann, um entsprechend seiner Triebe seinem Willen im Universum nachzukommen.

Durch die frühkindlichen Reflexe, die durch äußere Reize und nicht durch Willensäußerungen des Säuglings angestoßen werden, werden dann automatisch vom Körper komplexere Handlungsstränge ausgeführt.

Diese automatischen Handlungsstränge werden dann durch die vielen Wahrnehmungsrezeptoren des Körpers in Sinneswahrnehmungen für das Bewusstsein (Erlebnisentität) des Säuglings umgesetzt. Der Säugling nimmt seine eigene Bewegung wahr. Durch die große Anzahl an Wiederholungen dieser Reize lernt das Bewusstsein des Säuglings so nach und nach diese Handlungsstränge gewollt auszuführen und für seine Ziele zu optimieren.

Der Säugling lernt optimaler an der Brust oder der Flasche zu saugen. Er lernt scharf zu sehen. Er lernt seine Blicke in eine gewollte Richtung zu lenken. Er lernt so nach und nach seinen Körper zu beherrschen

Die Vielfalt der gewollten Bewegungsabläufe werden dann nach und nach im Neuronennetz abgespeichert. Es ergibt sich so eine große Vielfalt an möglichen Handlungssträngen, welche die eingleisigen Handlungsstränge der Reflexe nicht überlagern. Sie weren nur so einfach nie mehr gebraucht und nie mehr benutzt.

Die Reflexe sind deshalb die Basissoftware für die lernfähige Erlebnisentität, um ihre Körperhardware nach und nach zur eigenen Zielverfolgung einsetzen zu können.

Wer aber sagt der Erlebnisentität, welche Ideen (Erlebnisse, Vorstellungen, Wahrnehmungen) sich hinter der sehr großen Anzahl von Rezeptorenreizen im Moment sich verbergen? Die interesssante Frage ist doch, wie kommt das Verständnis in das Bewusstsein des Säuglings, der vorher noch gar nichts kannte?

Dies kann doch nur eine Entität sein, eine Instanz, welche die Zusammenhänge schon versteht. In der Theorie des Seins ist dies ein anderes Geistwesen, es ist die Körperentität.

Die Reflexe im Einzelnen

Hand- und Fußgreifreflex

Er diente entwicklungsgeschichtlich dem Festhalten an der Mutter und das Greifen ist dementsprechend so kräftig, dass ein Neugeborenes sich damit an einer Stange festhalten könnte. Der Handgreifreflex verschwindet spätestens bis zum Ende des neunten Lebensmonats und der Fußgreifreflex bis zum Ende des ersten Lebensjahres.

Suchreflex

Bei Berühren eines Mundwinkels wird der Kopf in die Richtung der Berührung gedreht. Er ist auch als „Brustsuchen“ bekannt und ist meist erst ab einem Konzeptionsalter von 34 Wochen feststellbar.

Saug- Schluckreflex

Der Saugreflex stellt in Kombination mit dem Schluckreflex sicher, dass das Neugeborene sich an der Brust ernähren kann. Bei Berührung des Gaumens fängt das Baby an zu saugen. Wenn dadurch Nahrung in den Mund gelangt, wird diese durch den koordinierten Schluckakt in die Speiseröhre weitertransportiert, wobei dafür gesorgt wird, dass nichts in die Luftröhre läuft. Der Saugreflex wird später durch aktives Saugen ersetzt, wohingegen der Schluckreflex lebenslang erhalten bleibt.

Schwimmreflex

Hält man ein Baby horizontal ins Wasser, macht es Bewegungen, die denen beim Schwimmen stark ähneln.

Atemschutzreflex

Nach R. G. Schmid (1984) besitzen Neugeborene den sogenannten primitiven Atemschutzreflex, d.h. eine reflektorische Blockade der Atmung, wenn die äußeren Atemwege (Mund/Nase) im Wasser benetzt werden. Dieser Reflex verschwindet im Laufe der ersten sechs Monate. Der Reflex ist ebenfalls beobachtbar, wenn Säuglinge starkem Wind ausgesetzt sind. Dieser Umstand wird für das Erlernen des Tauchgangs genutzt.

Schreitreflex

Der Schreitreflex ist mit den Ausdrücken Schreitreaktion oder Schreitautomatismus eigentlich besser beschrieben. Wenn das Kind unter den Achseln gehalten wird und so mit seinen Fußsohlen eine Unterlage berührt, macht es automatische Schreitbewegungen. Die Reaktion erlischt meist bis zum Alter von etwa drei Monaten.

Steigreflex

Der Steigreflex wird auch Placing-Reaktion genannt. Als Reiz streicht man mit dem Fußrücken des Säuglings unter einer Tischkante entlang. Die Reflexantwort besteht in einer Beugung des Beines und des Fußes als ob das Kind eine Stufe hochsteigen wollte. Die Reaktion erlischt im Alter von etwa einem halben Jahr.

Galantreflex

In der deutschen Literatur wird der Galantreflex auch Rückgratreflex genannt. Man bestreicht in Bauchlage des Säuglings die Haut neben der Wirbelsäule mit dem Fingernagel. Es erfolgt eine Beugung der Wirbelsäule zur Seite des Reizes hin. Der Reflex ist in der Regel etwa bis zum sechsten Lebensmonat nachweisbar.

Moro-Reflex

Auch den Moro-Reflex nennt man besser Moro-Reaktion, weil die Reizantwort aus einem komplexen Bewegungsmuster besteht. Er ist sozusagen ein Umklammerungsreflex und soll verhindern, dass das Neugeborene bei plötzlichen Lageveränderungen der Bezugsperson herunterfällt. Ausgelöst wird er durch ein kurzes Zurückfallenlassen des Kopfes. Er vollzieht sich in zwei Phasen: In der ersten öffnet das Kind den Mund und bewegt seine Hände und Arme mit gespreizten Fingern nach außen. In Phase II schließt sich der Mund wieder, die Arme werden wieder gebeugt und vor dem Körper zusammengeführt. Bei Frühgeborenen ist der 2. Schritt kaum bis gar nicht zu beobachten, während reife Neugeborene (also ab der 37. Woche) auch diesen sehr stark ausgeprägt haben. Er ist ab der neunten Schwangerschaftswoche nachweisbar und verschwindet etwa bis zum vierten Lebensmonat.

Asymmetrisch tonischer Nackenrefle

Der asymmetrisch tonische Nackenreflex wird ausgelöst, indem man den Kopf des Säuglings zur Seite dreht. Als Reflexantwort werden die Gliedmaßen in Blickrichtung gestreckt und auf der Gegenseite gebeugt (sogenannte Fechterstellung).

Babinski-Reflex

Der Babinski-Reflex äußert sich durch eine Streckung der Großzehe und eine gegenläufige Zehenbeugung beim Bestreichen der Fußsohle. Ein Persistieren verunmöglicht das Laufenlernen genauso wie ein persistierender Fußgreifreflex. Er erlischt normalerweise um das erste Lebensjahr herum. Im späteren Lebensalter kann er als Zeichen einer Schädigung des zentralen Nervensystems wieder erscheinen und ist dann immer ein schwerwiegendes Krankheitszeichen.

Glabellareflex

Die Glabella ist der Knochenwulst oberhalb der Nasenwurzel zwischen den Augen. Beim Glabellareflex werden nach Beklopfen der Glabella die Augen geschlossen. Beim Auslösen muss der Untersucher aufpassen, dass er nicht versehentlich den optiko-fazialen Reflex auslöst, bei dem die gleiche Reflexantwort erfolgt.

Vestibulookulärer Reflex (VOR)

Der VOR (ältere Bezeichnung okulozephaler Reflex) bezeichnet die kompensatorische Augenbewegung in Gegenrichtung einer Kopfbewegung, um ein Objekt weiter fixieren zu können.

Bei Störung des VOR wird der Blick bei schneller passiver Drehung des Kopfes nicht fixiert, so dass sich die Augen starr wie bei einer Puppe mit dem Kopf mitbewegen (daher der Begriff „Puppenaugenphänomen“, der aufgrund semantischer Überschneidungen, u. a. mit dem Puppenkopf-Phänomen, heute nicht mehr benutzt werden sollte). Dieses Phänomen ist allenfalls bis zum 10. Lebenstag normal und im späteren Lebensalter Zeichen einer schwersten Hirnschädigung.

Babkin-Reflex

Beim Babkin-Reflex drückt der Untersucher als Reiz mit dem Daumen beidseits in die Handfläche des Säuglings. Als Reflexantwort öffnet sich der Mund, weshalb man beim Füttern dem Kind nicht in die Handinnenfläche greifen sollte.