Die Sexualität der Person

Das erfolgreiche Ausleben der Sexualität ist oberstes Ziel unserer Körperentität. Ein erfolgreiches Sexualleben ist notwendige Voraussetzung zur Erhaltung der Art und Weitergabe der Erkenntnisse der Körperentität zur Anpassung der Art im lokalen Milieu.

Die Sexualität des Menschen und die besonderen Verhaltensweisen in diesem Bereich geben bedeutendes Zeugnis von der Selbständigkeit und Mächtigkeit unsere Körperentität. Wie es entsprechende Gefühle in unserer Erlebnisentität erzeugt, um das Ziel der optimalen Weitergabe der Gene des Individuums durchzusetzen.

All das geschieht so, dass unsere Erlebnisentität überzeugt ist, dass alles seine eigene Entscheidung ist, was es auch ist, denn wir können uns diesem Drang bewusst verweigern. Einigen fällt diese Verweigerung leichter als anderen, die diesem Drängen nicht viel in ihrer Erlebnisentität entgegen setzen können.

Wegen der sehr großen Durchsetzungskraft unserer Körperentität im Bereich der Sexualität kommt es natürlich zu sehr großen persönlichen Konflikten, wenn die Ziele unserer Körperentität nicht mit den Kulturzielen unsere Erlebnisentität übereinstimmen. Psychotherapeuten auf der ganzen Welt können Zeugnis davon ablegen.

Die Arbeitsweise der Körperentität im Bereich der Sexualität ist im Buch von Robin Baker “Krieg der Spermien” sehr präzise, umfangreich und detailliert beschrieben. Robin Baker ist Biologe an der Universität von Manchester. Gemeinsam mit Mark Bellis hat er “Human Sperm Competition” verfasst. “Krieg der Spermien” beruht auf seinen darin publizierten Forschungsergebnissen. Baker ist verheiratet und hat fünf Kinder. Es ist das beste Buch über Sexualität, das ich je gelesen habe.

Hier eine kurze Zusammenfassung seiner Interpretationen der Forschungsergebnisse. Das oberste Ziel, sowohl der männlichen, wie der weibliche Körperentität ist die möglichst erfolgreiche Weitergabe ihrer Gene. Dies dient der Arterhaltung und der Vielfalt der Individuen.

Die Körperentität der Frau verfolgt, um dieses Ziel zu erreichen, zwei strategische Ziele. Das erste Ziel ist immer kurzfristig, es versucht einen möglichst passenden Sexualpartner zu finden, der den Ansprüchen an eine gutes Genom genügt, die durch ein angemessenes Aussehen, angemessene Lebensenergie und Tüchtigkeit von der Körperentität erkannt werden. Als kurzfristige Sexualpartner kommen daher solche Männer in Frage, die eher Männlichkeit und Promiskuität ausstrahlen. Dies sind gute Veranlagungen, die eine möglichst häufige Weitergabe der eigenen Gene versprechen, wenn sie an möglichst viele Kinder weitergegeben werden.

Als langfristiges Ziel sucht die Körperentität einen Dauerpartner, der die bestmöglichen Chancen bietet, um die Kinder der Frau großzuziehen, um auch diesen Kinder die bestmögliche Chancen zu bieten, indem sie durch Wohlstand ein attraktiver Sexualpartner für andere werden, um dadurch die Gene weiter zu geben. Macht und Reichtum macht Männer sexy.

Die Körperentität der Frau will alleine bestimmen, welche Spermien, von welchem Sexualpartner zum Erfolg kommen sollen. Deshalb ist es für die Körperentität der Frau von großer Wichtigkeit, die jeweilige Situation des weiblichen Körpers in Bezug auf die Möglichkeit einer Befruchtung vor der Körperentität des Sexualpartners und solcher die es werden könnten, unbedingt zu verbergen. Denn diese haben ihr eigenes Interesse zum Erfolg zu kommen.

Da die kurzfristigen und die langfristigen Ziele der Frau nicht immer von einem Manne abgedeckt werden können, muss das Körperentität der Frau ihre Erlebnisentität zu einem Seitensprung bringen und diesen vor dem Dauerpartner verheimlichen, da dieser sonst die Frau nicht unterstützen würde, das Kind großzuziehen. Damit würden die Chancen zur Weitergabe der Gene sinken.

Um das Ziel eines Seitensprungs möglichst sicher zu verwirklichen, muss das Körperentität der Frau die Möglichkeiten besitzen, die Wahrscheinlichkeit für einen Befruchtungserfolg der Spermien des Seitensprunges zu erhöhen und dementsprechend die Befruchtungschancen der Spermien des Dauerpartners herabzusetzen.

Welche Mechanismen hat die Körperentität der Frau? Die Auswahl des richtigen Mannes für ein kurzfristiges Abenteuer ist noch sehr einfach. Bei der Begegnung mit dem richtigen Mann, sorgt die Körperentität für die nötige sexuelle Erregung und die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf diesen Mann in der Erlebnisentität der Frau. Die sexuelle Erregung der Frau wird dann besonders stark sein, wenn der Mann alle notwendigen Attribute besitzt und die nächste fruchtbare Phase der Frau ansteht und ein Eisprung bald zu erwarten ist. Keiner kennt diesen Zeitpunkt genauer, als die Körperentität der Frau.

Lebt diese Frau schon in einer Dauerbeziehung, wird sie wahrscheinlich in regelmäßigen Abständen von ihrer Dauerbeziehung besamt. Ihre Körperentität muss auch hier Möglichkeiten haben, die Wahrscheinlichkeit der Befruchtung zu Gunsten der Spermien des Seitensprunges zu verbessern. Welche Möglichkeit gibt es?

Um dies zu erörtern müssen wir uns den Vorgang einer Besamung etwas näher ansehen, um die Möglichkeiten und Strategien zu verstehen.

Betrachten wir erst einmal ein durchschnittliches Ejakulat des Mannes, das rund 300 Millionen Spermien enthält. Das am häufigsten vorkommende Spermium ist die prächtige, athletisch geschmeidige Zelle, die wir gemeinhin als Spermium kennen, mit einem Kopf, einem Mittelstück und einem langen schlanken Schwanz. Der Kopf ist abgeflacht und trägt eine Kappe, die mit wichtigen Flüssigkeiten gefüllt ist, mit denen das Eindringen in die Eizelle ermöglicht wird. Im Kopf befindet sich das DNS Paket.

Es sind gute Schwimmer. Diese Typen stellen etwa 60 \% aller Spermien. Es gibt noch eine Menge von anderen Typen, mit mehreren Köpfen oder mehreren Schwänzen, mit ganz unterschiedlichen Formen der einzelnen Körperpartien. Für unser Verständnis reicht es zu wissen, dass es mindestens noch zwei Typen von Spermien gibt. Es gibt Killer-Spermien, deren Aufgabe es ist, Spermien von einem anderen Mann zu zerstören. Und es gibt Blockierer, deren Aufgabe es ist, die Wege durch den Gebärmutterhals (Zervix) zu blockieren, damit andere Spermien nicht durchkommen.

Jedes Ejakulat ist ein Kriegsheer, mit dem Ziel der Befruchtung der nächsten fruchtbaren Eizelle im Eileiter.

Der Teil vom äußeren Muttermund bis zum inneren Muttermund der Zervix ist mit einem Pfropfen aus Zervixschleim ausgefüllt. Dieser Schleim wird ständig produziert und fließt langsam in Richtung äußerer Muttermund und tropft von dort in die Scheide und unterstützt damit auch den nächsten Geschlechtsakt als Gleitmittel.

Der Zervixschleim enthält Kanäle, die es den Spermien erleichtern in die Gebärmutter zu kommen und von dort in die Eileiter, um eine eventuell vorhandene Eizelle zu befruchten. Innerhalb der Zervix gibt es auch Zervixhöhlen, in denen sich Spermien aufhalten können, wenn noch kein befruchtbares Ei existiert, ohne von den weißen Blutkörperchen angegriffen zu werden.

In unfruchtbaren Zeiten der Frau stellt ihre Körperentität sicher, dass die Kanäle des Zervixschleims undurchdringlich sind. Durch die Kanäle können nicht nur Spermien eindringen, sondern auch Bakterien. Deshalb ist der Zervixschleim nur etwa 3 Tage vor, bis 2 Tage nach dem Eisprung durchlässig. Dies entspricht in etwa der maximalen Lebensdauer von Spermien im Gebärmutterhals.

Bevor es zum eigentlichen Geschlechtsakt kommt, hat die Körperentität der Frau, alles vorbereitet, um den gewünschten Erfolg zu erreichen. Nach dem Eindringen des Penis in die Scheide werden durch die Hin- und Herbewegung des Penis eventuell noch vorhandene Spermien aus der Scheide entfernt. Nach dem Ejakulieren des Mannes bildet sich ein Samentümpel am Ende der Scheide, wo sich inzwischen ein Hohlraum gebildet hat.

Um den Spermien die optimalen Voraussetzungen zu schaffen, in den Zervixschleim einzudringen, muss sich der äußere Muttermund nach unten beugen, um Kontakt mit dem Samentümpel zu bekommen. Dieses Herabsenken des äußeren Muttermundes geschieht nur bei dem Orgasmus der Frau.

Der Orgasmus ist auch eine frohe Botschaft der Körperentität an die Erlebnisentität, dass es sich um sehr willkommene Spermien handelt. Der Orgasmus der Frau ist eine der Hauptmethoden der Körperentität, die Chancen von Spermien zu verbessern oder durch Unterlassen zu verringern. Die zweite wichtige Methode zur Beeinflussung der Chancen von Spermien ist die Veränderung des Zervixschleims durch Erhöhung der Fließgeschwindigkeit. Dadurch wirkt der Zervixschleim auch als Spermienfilter.

Angenommen, es existieren keine Spermien im Genitaltrakt der Frau, dann werden nach dem Eintauchen des Muttermundes in den Samentümpel und dessen Rückzugs rund 150 Millionen Spermien mit dem Rückfluss der Frau, etwa 15 Minuten danach, wieder aus der Scheide ausgestoßen. 1 Million wird es zu den Zervixhöhlen schaffen, um dort Reservoire zu bilden. Etwa 20000 Spermien kommen bis zu den Eileitern durch. Die Restlichen verstopfen die Kanäle des Zervixschleims. Kommt es zum Eisprung, wird eine chemische Botschaft aus dem Eileiter gesendet, der die vorhandenen Spermien alarmiert. Sie setzen sich dann unverzüglich in Richtung Eizelle in Bewegung.

Bevor wir uns den Spermienkrieg vorstellen können, sollten wir die Strategie der männlichen Körperentität bewusst machen. Ziel der männlichen Körperentität ist in erster Linie, so viele Frauen zu befruchten, wie es nur geht, um seine Gene weiterzugeben. Auch hier beurteilt die Körperentität des Mannes natürlich die Chancen der Aufzucht des Kindes durch die Frau, und wird je nach dem Beurteilungsergebnis das sexuelle Verlangen des Mannes steuern.

Beim Routinesex des Mannes in einer Dauerbeziehung versucht seine Körperentität möglichst ein kontinuierliches Reservoir an Spermien zu hinterlegen, um den strategischen Vorteil der ständigen Blockade mit Spermien zu nutzen. Die Körperentität des Mannes kann nicht sicher herausfinden, wie nahe die fruchtbare Phase der Frau ist.

Die einzige Möglichkeit der Körperentität des Mannes ist Abzuschätzen, wie lange es her ist, seitdem die letzte Ladung Samen hinterlegt wurde. Damit kann es abschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein anderer Mann seinen Samen eingebracht hat. Diese Abschätzung verwendet es, um die Anzahl und Zusammensetzung des Spermienheeres für die nächste Ejakulation bereitzustellen und abzuschießen.

Ist der Abstand gering, dann wird eine durchschnittliche Ladung von 300 Millionen Spermien geladen. Ist es schon länger her, dann wird die doppelte Ladung zusammengestellt und eingebracht.

Ist es aber eine neue Beziehung, dann weiß die Körperentität des Mannes, dass es noch nie Samen eingebracht hat und wird deshalb eine maximale Ladung veranlassen, um so die Chancen zu einer Befruchtung zu erhöhen, wenn eine Auseinandersetzung mit einem anderen Spermienheer notwendig ist.

Zurück zur Körperentität der Frau. Hat die Körperentität der Frau ihre Erlebnisentität zu einem Seitensprung überzeugt, um dadurch bessere Gene aufzunehmen, und weiß es, dass der Eisprung bald passiert, dann wird es in der nächsten Zeit, einerseits die Fließgeschwindigkeit des Zervixschleims erhöhen, um die Kanäle wieder frei zu machen und wird andererseits keine Lust auf Sex mit dem Dauerpartner produzieren und ihn hinhalten. Die Körperentität wird aber der Erlebnisentität der Frau feuchte Träume mit dem Wunschmann generieren und dessen Vorzüge in den schönsten Farben darstellen.

Die Erlebnisentität der Frau wird dann schon einen Weg finden, sich mit diesem Mann zu treffen. Das sexuelle Verlangen der Frau wird sehr groß sein. Kommt es zu einer Vereinigung von beiden, dann wird es mit Sicherheit auch zu einem Orgasmus der Frau kommen, um es den Spermien des Seitensprungs möglichst leicht zu machen.

Die Körperentität des Mannes weiß, dass es noch nie Sex mit dieser Frau hatte oder es ist schon lange her. Deshalb wird eine maximale Ladung an Spermien eingebracht. Wegen der vorbereitenden Maßnahmen der Frau auf diesen Tag, sind nicht mehr viele Spermien ihrer Dauerbeziehung vorhanden. Die Spermien des Seitensprungs sind wahrscheinlich in hundertfacher Überzahl und haben leichtes Spiel mit den Spermien der Dauerbeziehung.

Noch am gleichen Tag oder kurz danach wird die Frau Sex mit ihrer Dauerbeziehung haben und wird einen Orgasmus vortäuschen, um die Täuschung der Dauerbeziehung über die Vaterschaft perfekt zu machen. Die Dauerbeziehung hatte ja auch schon länger keinen Verkehr mehr mit ihr. Er wird auch eine maximale Ladung Spermien einbringen. Seine Chancen stehen aber schlecht, da der Orgasmus nur vorgetäuscht ist.

Sollten es einige Spermien trotzdem zum Zervixschleim schaffen, stehen sie auf verlorenem Posten. Die Kanäle des Zervixschleims sind besetzt von Blockierer und Killer-Spermien des Seitensprungs und in den Zervixhöhlen warten auch noch Killer-Spermien. Sollten es doch einige wenige Spermien der Dauerbeziehung zu den Eileitern schaffen, sind sie zahlenmäßig völlig unterlegen. Sie haben keine Chancen die Eizelle zu befruchten. Der Vater wird der Seitensprung werden.

Aufgrund von Blutgruppenuntersuchungen hat man geschätzt, dass weltweit rund 10 Prozent aller Kinder nicht von dem Mann gezeugt wurden, der sich als ihr Vater betrachtet. An verschiedenen, angeblich monogamen Vögel wurden kontrollierte genetische Fingerabdruck-Studien durchgeführt. Danach ziehen ungefähr 30 Prozent der Männchen, die Nachkommen anderer Männchen groß. Nun, Vögel haben nicht die Beeinflussung durch die Kultur, die oft den Seitensprung verurteilt.

Diese Verurteilung des Seitensprungs ist eine Maßnahme der Körperentität des Mannes, die Beeinflussung der Frau zu reduzieren um damit seine Befruchtungschancen zu erhöhen. Das starke Verhüllen der weiblichen Reize gehört auch in diese Kategorie. Der Seitensprung des Mannes wird meistens gesellschaftlich nicht so stark verurteilt, wie der der Frau. In manchen männlich dominierten Kulturen wird sogar heute noch der Seitensprung der Frau mit dem Tode bestraft.

Es ist beachtenswert, dass schon die männliche Keimzelle sehr große anstrengende Aktivitäten durchführen muss, um zur Eizelle zu kommen. Es verfolgt dieses Ziel als Team. Wenn notwendig werden Samen andere Mitbewerber verdrängt, blockiert oder vernichtet. Während die weibliche Keimzelle irgendwo wartet und die männlichen Keimzellen mit einem chemischen Reizstoff anlockt. Das klingt doch ähnlich, wie das Partnerverhalten der erwachsenen Menschen.

Sehr guten Sex erleben wir, wenn beide Körperentitäten miteinander harmonieren und beide von ihrer Erlebnisentität optimal unterstützt werden. Die optimale Vereinigung aller beteiligten Erlebnisentitäten, die für einen Moment einen gemeinsamen Bewusstseinsraum teilen und ein gemeinsames kurzfristiges Ziel verfolgen, ist das intensivste positive Erlebnis was man haben kann. Der Orgasmus für beide Individuen ist unbeschreiblich.

Sehr schlechten Sex haben wir, wenn nur ein beteiligte Körperentität Sex will und bereit ist den Partner dazu zu zwingen. Ist die Körperentität in dem Aggressor sehr stark, dann kann es seine Erlebnisentität überzeugen, ihm die Kontrolle für dieses Ziel zu überlassen. Dadurch kommen die Kulturziele der Erlebnisentität nicht zum Tragen. Die Körperentität wird mit all seinen tierischen Möglichkeiten den Geschlechtsakt erzwingen. Diese gewaltsame sexuelle Betätigung führt meist zur Traumatisierung der Erlebnisentität des Opfers.

Dieser Exkurs in die Sexualität und Partnerwahl zeigt uns eindringlich, wie dominant und wichtig unsere Körperentität für unser Leben ist. Wir sollten deshalb bewusster lernen unsere Gesellschaft mit den hohen Zielen unsere Erlebnisentität zu formen und gleichzeitig genügend Platz zum Ausleben der Anforderungen unsere Körperentität ohne Stigma vorzusehen. Die Folge wäre, dass wir alle glücklicher und friedlicher zusammen leben.