Der Erkenntnisprozess der Person

Der menschliche Erkenntnisprozess ist ein Regelkreis, der in immer gleichen Phasen abläuft und sich ständig wiederholt. Er wiederholt sich das ganze Leben lang, nicht nur in der Schule oder auf der Universität. Dieser Regelkreis ist das Leben für uns Menschen. Wenn wir ihn nicht mehr benutzen werden wir sterben.

Ein Durchlauf dieses Regelkreises entspricht einem Takt der Neuronen und Rezeptoren. Wir haben einige Milliarden davon in unserem Körper, die für unterschiedliche physikalische Reize optimiert sind.

Die Summe all dieser Takte unserer Rezeptoren ergeben unser ganzes Leben. Es ist egal, ob wir die Summe dieser Takte in einem physikalisches System betrachten, der ähnlich wie ein Computer funktioniert oder ob wir sie in einem rein geistiges System betrachten, wo es nur einzelne Entitäten mit Bewusstsein gibt, die miteinander geistig verschränkt sind, wo jeder weiß, was seine Aufgabe ist, die er mit seinen individuell beschränkten Freiheitsgraden erfüllen muß. Es ist ein einziges informationsverarbeitendes System wobei das Ergebnis jeden Taktes in einem oder mehreren Neuronen ended, die sich am obersten Ende dieser Erkenntniskette im Gehirn befinden.

Regelkreis

Wir werden mit beiden Denkmodellen zu dem Schluss kommen, dass wir eine Instanz haben müssen, mit der wir im Strom dieser getakteten elektrischen und stofflichen Signale eine Bedeutung für unsere Existenz im Universum erkennen müssen, um daraus zu lernen, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein. Aus dieser Bedeutung des Momentes leiten wir weiteres Wollen ab, dass uns unserem inneren Ziel (Trieb) näher bringen soll.

Rezeptoren senden Signale (1)

Die erste Phase dieses Regelkreises beginnt mit dem Eintreffen von physikalischen Reizen  an unseren Rezeptoren im Körper.

  • Jeder Rezeptor gibt seinen Reiz an ein Dentrid eines Neurons (Nervenzelle) als Signal weiter.
  • Jedes Neuron gibt dieses Signal über ein Axon an viele andere Neuronen weiter. Diese wiederum geben die erhaltenen Signale an viele andere Neuronen weiter.
  • Jedes Neuron oder Gruppen von Neuronen sind für bestimmte Ur-Ideen zuständig. Sie wissen, wenn sie Signale in einer bestimmten Kombination erhalten, welche Ausprägung ihrer Ur-Idee sich ergeben hat. Sie leiten ihre Erkenntnisse weiter an die Neuronen, die mit ihren Axonen über einen synaptischen Spalt mit deren Dentrite verbunden sind.

Höchste Bedeutung (2)

Die zweite Phase verdichtet die Rohinformationen der Rezeptoren zu einem momentanen Erkennen des Momentes.

  • Unser Neuronengeflecht ist ein Netzwerk mit einer hierarchischen Struktur und besteht aus einigen Milliarden Neuronen.
  • Jede einzelnes Neuron weiß nun genau, aufgrund der erhaltenenen Signale, an welches Neuron es ein Signal weitergibt und an welches andere Neuron nicht.
  • Im Laufe eines Taktes werden die vielen Milliarden Signale zu immer wenigeren Signalen zu immer wenigeren Neuronen  in den obersten Schichten unseres Neuronengeflechts verdichtet.

Eingang Erlebnisentität (3)

Die dritte Phase ist das Überladen des Momentes und seiner Bedeutungen für die Ziele der Erlebnisentität in das Bewusstsein der Erlebnisentität.

  • Diese obersten Neuronen repräsentieren das momentane Erlebnis und gleichzeitig das momentane Verständnis, das wir mit unseren Kenntnissen haben können.
  • Jetzt wird das momentane Erlebnis von unserer Körperentität an unsere Erlebnisentität (unser Ich) weitergeleitet.
  • Jetzt erst erleben wir den neuen Moment in unserem Bewusstsein.
  • Diese Bewusstwerdung des neuen Momentes kann nur 7+-2 Bedeutungen enthalten, die wir erfassen können. Deshalb müssen die einzelnen Bedeutungen in etsprechend vielen Neuronen hinterlegt werden.
  • Diese Bedeutungen können sehr einfach sein, wie bei einem Säugling oder auch sehr komplex, wie bei einem alten Menschen.

Erlebnisentität entscheidet (4)

Die vierte Phase ist die Bewertung des Erlebten und die Entscheidung, das Wollen, die zukünftigen Erlebnisse beeinflussen zu wollen.

  • Die Erlebnisentität kann sich eine zeitlang diesem Strom an sich ständig verändernden Informationen und Bedeutungen hingeben, ohne etwas zu wollen. Sie kann einfach das Sein geniessen.
  • Irgendwann jedoch, angetrieben durch den Drang nach Erkenntnis wird es in dem Strom der vorbeihuschenden Informationen etwas erkennen, das Wert erscheint, näher untersuchen zu wollen. Jetzt will die Erlebnisentität etwas näher verstehen.

Körperentität macht (5)

Die fünfte Phase ist die Ausführung des Willens der Erlebnisentität durch die Körperentität.

  • Das Wollen der Erlebnisentität ist ein Signal an die Körperentität, eine Veränderung in dem Neuronengeflecht vorzunehmen, welche das Wollen nach mehr Erkenntnis repräsentiert. Wann immer jetzt etwas in unserem Umfeld etwas geschieht, was in diesen interessanten Themenkomplex passt, dann wird dies mit besonderer Priorität von der Körperentität der Erlebnisentität mitgeteilt.
  • Beim Erwachsenen ist dies meistens noch begleitet durch die Ausführung einer vorhandenen Handlungskette, das die Person dem angestrebten Ziel näher bringen soll.
  • Das Zielenetzwerk der Erlebnisentität wird angepasst.Durch diese Änpassungen wird das zukünftige Erlebnis beeinflusst.
  • Sie verändert die Bedeutung zukünftigen Erleben von Ähnlichem und verändert die Signale der Rezeptoren durch Veränderung unseres Körpers im Universum, was wiederum andere Entitäten veranlasst darauf zu reagieren.

Vielfalt hilft

Da jedes nochmalige Erleben von ähnlichen Situationen immer etwas anders ausfällt, bekommen wir immer im Laufe der Zeit, eine große Variationsbreite von ähnlichen Erlebnissen (Ur-Ideen) in unser Bewusstsein geladen, die ein immer besseres Verständis der Ur-Idee ermöglicht.

Eine große Variationsbreite ein und derselben Ur-Idee ist deshalb Voraussetzung für eine neue Erkenntnis. Bei Säuglingen wird diese Variationsbreite durch die Körperreflexe erreicht, die in immer neuen Situationen unwillkürlich ausgelöst werden. Das geschieht so lange, bis der Säugling gelernt hat, die gewünschte Situation durch gezieltes Wollen herbeizuführen.

Beim Erwachsenen wurden alle kindlichen Reflexen zu einem großen Geflecht an Verbindungen in unserem Neuronengeflecht ausgebaut, das für alle bisherigen Lebensumstände ein, aus Sicht des Individuums, sinnvolle Verhaltensketten produzieren kann.

Erlebt ein Erwachsener etwas ganz neues, dann ist das immer noch sehr aufregend, nicht wie das für ein Säugling ist aber immer noch erfüllend. Neues ist immer aufregend, weil es unseren Trieb zur Erkenntnis befriedigt.

Es bleibt noch zu klären, wodurch weiß schon ein Säugling, dass es auf einem richtigen Weg ist, seine Erkenntnisse zu erweitern. Wodurch wird sein Wollen gesteuert. Nun sie wissen sicher schon, dass dies unsere Emotionen sind, die uns den richtigen Weg zeigen, wie wir ein kompletter Mensch werden können und wie wir uns in Richtung unserer obersten Ziele, unsere Trieb entwickeln können.

Emotionen werden uns auch immer von außen aufgedrängt. Da stellt sich natürlich sofort die Frage, wer hat die Weisheit zu wissen, was unsere obersten Ziele sind und kann dann beurteilen, ob unser momentanes Wollen, in die richtige Richtung geht?

Unser Ich, unsere Erlebnisentitä kann es nicht sein. Wäre unser Ich in der Lage seine erlebten Emotionen direkt zu beeinflussen, dann würden viele Erwachsene wegen ihren ständigen Orgasmen verdursten und verhungern.

Einige Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, ihre eigenen Ziele zu verfolgen, und somit nicht mit Lebensfreude wegen erreichter Ziele belohnt werden, verlegen sich oft auf die direkte Manupilation der erlebten Emotionen durch das Einbringen von körperfremden Substanzen in ihren Körper. Sucht ist immer ein Mangel an persönlichen Zielen der Erlebnisentität.

Emotionen belohnen mich für manche Erlebnisse und bestrafen mich für andere. Sie drängen mich dadurch, meine Ziele so zu wählen, dass ich möglichst positive Emotionen erlebe oder dass die negativen immer weniger werden.

Aber wer hat die Weisheit in jedem Einzelfall genau zu Wissen, dass mein angestrebtes kurzfistiges oder mittelfristiges Ziel den obersten Zielen dienen? Die Emotionen, die ich bei der Entscheidung für ein Ziel erlebe sind immer schwächer, als jene, die ich bem Erreichen des Ziels erlebe. Diese variieren durch Erfolg oder Mißerfolg, das Ziel erreicht zu haben.

Hier wird klar, dass mein Wunsch, lange zu leben, gut zu Essen, nicht zu frieren und viel Sex zu praktizieren der Antrieb für alles ist. Die Ziele meiner Körperentität sind es, die alles am Laufen halten, die sofort mit anderen Erlebnisentitäten in Konflikt stehen. Kein anderes Lebewesen will sich verspeisen lassen. Deshalb hilft uns der Trieb der Erlebnisentität, die Zusammenhänge für alles zu verstehen. Jeder strebt an, die wichtigsten Ressourcen für das Überleben zu kontrollieren. Alle wichtigen Ressourcen der Welt werden inzwischen von menschlichen Organisationen dominiert.

Das Ergebnis dieses Wettbewerbs unserer individuellen, persönlichen Ziele, sehen wir am Zustand der menschlichen Gesellschaft und dem Zustand unserer wichtigsten Ressourcen.

Dieser Wettbewerbsdruck der individuellen Ziele und unsere Fähigkeit aufgrund von Erkenntnis der Zusammenhänge, sie zu variieren, zu optimieren drängt jeden dazu, seine persönliche Evolutionsniche zu suchen und zu finden. Dieser Wettbewerbsdruck treibt die Evolution der menschlichen Kultur an und befördert stark die Vielfalt der Ziele der Individuen.

Mein ganzes Leben ist also bestimmt von den Zielen meiner Körperentität. Ich habe nur die Wahlfreiheit, diese Ziele zu übernehmen damit ich ein einigermaßen zufriedenes Leben erleben darf. Mein freier Wille ist zwar frei. Ich werde aber abgestraft, wenn ich mich in eine falsche Richtung entwickele, die wahrscheinlich mein Leben verkürzen könnte.

Warum kann mein Arbeitsspeicher dann nur 7 Vorstellungen gleichzeitig enthalten und nicht 7 Milliarden? Meine Körperentität kann doch auch einige Milliarden Körperzellen kontrollieren. Wem nützt meine Einschränkung. Kämen wir Menschen sonst zu schnell hinter die wirkliche Wirklichkeit hinter der scheinbaren Wirklichkeit unserer Rezeptoren? Ich glaube Ja. Wir würden  sonst zu schnell die Evolutionsstufe unseres Erschaffers erreichen. Wir würden ihm dann nichts mehr nützen.

Problematisch ist das Menschsein, weil unsere Bezugspersonen uns auch ständig mit Emotionen bombadieren. Wir müssen lernen Beides zu unterscheiden und  Prioritäten für unser Verhalten zu entwickeln.

Erkenntnisstufen

Es ist offensichtlich, dass es viele Erkenntnisstufen geben muß, die vom ersten Erlebnis einer neuen Ur-Idee, bis hin zu einem tiefen Verständnis einer Ur-Idee reichen.

Ur-Erlebnis

Das erstmalige Erleben einer konkreten, diskreten Ausprägung einer neuen Ur-Idee erzeugt sicher ein sehr starkes Erlebnis der Emotion, die dieser erlebten Ausprägung zugeordnet ist. Nur die positive oder negative Ausprägung dieses Erlebnisses wird erkannt. Es ist noch kein Verständnis da, womit genau diese Emotion assoziiert ist.

Emotions-Erkenntnis

Das mehrmalige Erleben ähnlicher konkreter, diskreter Ausprägungen der gleichen Ur-Idee erzeugt ein erstes emotionales Verständnis, womit dieses emotionale Erlebnis assoziiert ist. Ist es positiv, streben wir unbewusst dieses Erleben erneut an. Ist es eine negative Emotion versuchen wir unbewusst diese zu vermeiden.

Ur-Erkenntnis: Nach weiteren Erlebnissen von weiteren anderen konkreten, diskreten Ausprägungen der gleichen Ur-Idee kommt ein erstmaliges Erkennen möglicher Zusammenhänge zu anderen konkreten, diskreten Ausprägungen von anderen Ur-Ideen zustande.
Die erlebte Emotion wird komplexer. Zu der zugehörigen Emotion des Erlebens dieser Ur-Idee Ausprägung kommt noch die Emotion, die wir Erahnen nennen. Wir haben eine sehr vage, bewusste Vorstellung eines Zusammenhangs zu anderen Erlebnissen oder Erkenntnissen im Erkenntnisraum.
Dies ist die Vorstufe zu einer neuen Erkenntnis

Bewusste-Erkenntnis

Nach weiteren Erlebnissen von weiteren anderen konkreten, diskreten Ausprägungen der gleichen Ur-Idee kommt ein bewusstes Erkennen von Zusammenhängen zu anderen konkreten, diskreten Ausprägungen von einer oder mehreren  anderen Ur-Ideen zustande.
Die Ur-Idee wird rudimentär verstanden. Erst jetzt können wir gewollt über diese Ur-Idee versuchen nachzudenken und uns dabei gewollt neue Variationen vorstellen.

Super-Erkenntnis

Nach weiteren Erlebnissen von weiteren anderen konkreten, diskreten Ausprägungen der gleichen Ur-Idee kommt ein bewusstes Erkennen von stabilen Zusammenhängen zu anderen Ur-Ideen zustande.

Jetzt gibt es ein sehr gutes Verständnis einer neuen Ur-Idee und ihrer Auswirkungen auf die Ziele der Erlebnisentität. Sie ist nun in der Lage durch Wollen (Aktivitäten im Universum) gezielt das Erlebnis einer bestimmten  konkreten, diskreten Ausprägung dieser Ur-Idee zu provozieren.

Die Stufen sind willkürlich gewählt. Die Vorstellung der Stufen ist notwendig, um mit unserer Beschränkung von 7+-2 Inhalten unseres Arbeitsspeichers zurechtzukommen, und um damit unser Gedächtnis zu strukturieren. Jede neue Stufe schließt natürlich die vorhergehenden Stufen mit ein. In Wirklichkeit geht die Entwicklung des Bewusstwerdens einer Ur-Idee kontinuierlich in kleinen Schritten, zumindest aus Sicht unserer Körperentität und unseres Gedächtnisses.

Es ist wichtig zu verstehen, dass in der Theorie des Seins auch das erstmalige Erlebnis einer Ur-Idee schon Bewusstsein erfordert. Nicht erst das bewusste Verstehen der Zusammenhänge einer Ur-Idee mit anderen Ur-Ideen wird als Bewusstsein betrachtet. Schon das Empfinden des Seins, der Existenz an sich, ist Bewusstsein. es ist die Ur-Idee des separaten Seins.