Egoismus & Altruismus

Wie schon mehrfach erwähnt, besitzt jede Person zwei Triebe, die sie ständig antreibt. In der Theorie des Seins besteht jede Person aus zwei geistigen Entitäten. Die eine wird Körperentität genannt und repräsentiert den Körper der Person. Die andere geistige Entität wird Erlebnisentität genannt. Sie repräsentiert unseren Geist, unser Ich. Es ist die Instanz in der wir alles erleben, fühlen, denken und wollen. Beide Entitäten haben ihre eigenen Triebe, die sie in ihrem Leben im Universum antreiben. Sie geben die Richtung vor, in die wir uns entwickeln müssen, wenn wir nicht leiden wollen.

Körperentität

Der Trieb ihres Körpers, der Körperentität hat das Ziel, die Spezies Mensch zu erhalten, was natürlich erfordert, das die individuelle Person erstmal sicherstellen muß, dass sie überlebt, bis sie in der Lage ist, für Nachkommen zu sorgen, die ebenfalls eine große Chance zum Überleben haben müssen.

Dies ist das oberste Ziel. Von Außen, aus der Sicht der Anderen ist dies ein sehr egoistisches Ziel. Um dieses Ziel sicher zu erreichen erfordert es aber eine zielgerichtete Zusammenarbeit mit den Mächtigen des direkten Umfeldes.

  • Zuerst mit der Körperentität der Mutter.
  • Dann mit der eigenen Erlebnisentität, die angelernt werden muß, um das Ziel der Körperentität zu verinnerlichen. Die Erlebnisentität muß die Ziele der Körperentität zu ihren Zielen machen. Sie muß lernen, was zum Überleben im individuellen Umfeld wichtig ist.
  • Die Erlebnisentität muß lernen, welche anderen mächtige Menschen ihr bei dem Ziel des Überlebens hilfreich sein können. Sie muß lernen, wie sie das Verhalten der anderen Menschen beeinflussen kann, um dieses Ziel des Überlebens zu optimieren.

Erlebnisentität

Der Trieb der Erlebnisentität ist Erkenntnisgewinn. Die Erlebnisentität wird zu allererst von den Anforderungen seiner Körperentität in Anspruch genommen. Sie lernt zuerst, wie sie in Zusammenarbeit mit der Körperentität, ihren Körper steuern kann, um ihn zielgerichtet einzusetzen. Anschließend lernt sie, diesen Körper so einzusetzen, dass die Ziele der Körperentität immer verfolgt werden.

Erst wenn die Anforderungen des Triebes des Körpers ausreichend sichergestellt sind, dann erst kann die Erlebnisentität sich anderen Erkenntnissen zuwenden. Die Mehrheit der Menschheit bleibt ihr Leben lang in diesem Optimierungsmodus, um die egoistischen Ziele der Körperentität immer weiter zu optimieren.

Das machen sie meist auch dann noch, wenn sie körperlich gar nicht mehr in der Lage sind Nachkommen hervorzubringen.

Sie lernen und optimieren ständig, wie man andere Personen so beeinflussen kann, dass sie dem eigenen persönlichen Ziel nützen oder diesem Ziel wenigstens nicht im Wege stehen.

Sie legen sich alle möglichen Überlebensutensilien zu:

  • Unterkunft, Möbel, Werkzeuge, Waffen.
  • Vorräte.
  • Transportmittel.
  • Handelswaren: Wertgegenstände, Geld.

Sie lernen die unterschiedlichsten Überlebensstrategien wie:

  • Suche nach passenden Sexualpartnern.
  • Anpassung an die Vorgaben der Mächtigen im eigenen Umfeld.
  • Pflege von nützlichen Kontakten für Notlagen und Alltägliches.
  • Streben nach Einfluß (Macht) im eigenen Umfeld.
  • Erlernen von Fähigkeiten, die auch für andere einen Wert haben.
  • Erzeugen von Überlebensutensilien, die für andere einen Wert haben.

Die Anforderungen des Triebes nach ständigem Erkenntnisgewinn ist der Trieb zur Komplettheit aller Erkenntnisse. Es ist ein Trieb der weit über die Anforderungen des Körpers hinausgeht, von diesem aber anfänglich in die egoistische Richtung gedrängt wird.

Nur die Fähigkeit zur Erkenntnis jenseits der körperlich dominierten Ziele, birgt die Chance, den ständigen Wettlauf aller Egoisten der Menschheit zu unterbrechen.

Der Trieb nach Komplettheit aller denkbaren Erkenntnisse ist der Trieb hin zum Erreichen des Erkenntniskontinuums.

Egoismus dominiert

In unserer ganzen Kindheit lernen wir unseren Körper mit seinen vielfältigen Möglichkeiten so einzusetzen, dass wir uns gut fühlen. Wir lernen so, was uns gut tut und wie wir es erreichen können. Gut tut, was den Zielen der Körperentität entgegen kommt.

Wegen der sehr großen Abhängigkeit von unseren Eltern haben wir uns im Normalfall ein Verhaltensrepertoire zugelegt, dass es uns möglich macht unsere Eltern so zu beeinflussen, dass unsere Bedürfnisse befriedigt werden.

Unsere Eltern haben die Position eines Gottes für unser Wolbefinden. Sie haben zu Beginn die absolute Macht über ihre Kinder.

Das Ziel unseres kindlichen Verhaltensrepertoires ist egoistische Triebbefriedigung. Dies schliesst die emotionalen Bedürfnisse natürlich mit ein. Das kindliche Ziel ist im Normalfall nicht, dass es der ganzen Familie gut geht, nein mir soll es gut gehen, dann ist es schon gut genug.

Irgendwann erweitern wir dieses Verhaltensrepertoire auf andere Personen in unserem Umfeld, die nicht zur Familie gehören. Wir erweitern unsere Ziele, wir modifizieren unser Verhaltensrepertoire entsprechend, um weiterhin unsere egoistischen Ziele verfolgen zu können. Wir möchten, dass es uns gut geht.

Das kindliche Erleben ist dominiert von den Zielen der Körperentität. Es geht hier um die Optimierung der Anpassung unseres Verhaltens im individuellen Umfeld mit dem Fernziel, die menschliche Spezies zu erhalten. Das gesunde ausleben der Sexualität ist deshalb das erste oberste Ziel jeder Körperentität.

Hierzu müssen einige Entwicklungsziele und Erkenntnisziele bei der Erlebnisentität des Kindes unbedingt erreicht werden, die mit dem Ende der Pubertät einnen ersten Abschluss finden, wenn die Erlebnisentität die Ziele der Körperentität verinnerlicht hat. Verinnerlicht bedeutet, das die notwendigen Verhaltensprogramme im Neuronensystem etabliert sind.

Mit dem Ende der Pubertät bekommt die Erlebnisentität die volle Kontrolle über die äußeren Aktivitäten des Körpers.

Macht

Das Wort Macht bezeichnet die Fähigkeit von Menschen, andere Menschen in ihrem Verhalten so zu beeinflussen, dass sie ihre persönlichen Ziele dem eigenen egoistischen Ziel unterordnen oder anpassen.

Konflikte

Wir alle wissen, dass wir diese ständige egoistische Triebbefriedigung nicht einfach durchhalten können, weil wir zum Optimieren unserer egoistischen Ziele immer andere Menschen benötigen. Die modernen Gesellschaften, in denen wir Leben bestehen alle aus einer Ansammlung von Spezialisten. Unser Lebensstil lässt sich nur in einer Gemeinschaft von Spezialisten aufrecht halten.

Jeder einzelne Mensch darin hat aber diesen egoistischen Drang zum Überleben. Dies enthält einen natürlichen Konflikt, wenn zu viele Menschen die egoistischen Triebe von zu wenigen Menschen unterstützen müssen, um ihre eigenen Ziele noch halbwegs erreichen zu können.

Es gibt immer Menschen, die erfolgreicher sind, in ihrem Streben nach Einfluß. Es wird immer Menschen geben, die erfolgreicher darin sind, andere Menschen so zu manipulieren, so dass sie dadurch eine größere Macht in der Gesellschaft haben als andere.

Eine Gesellschaft wird aber krank, wenn zu wenige Menschen in einer Gesellschaft mit Sicherheit ihrer Triebbefriedigung nachkommen können und auf der anderen Seite, zu viele Menschen in dieser Gesellschaft  ihren egoistischen Triebbefriedigungen nicht mehr nachkommen können, weil die Regeln der herrschenden Machthaber dies nicht mehr ermöglichen, dann werden diese Regeln von vielen ignoriert werden müssen.

Der egoistische Trieb in uns Menschen ist stärker als alles andere.

Balance

Es ist offensichtlich, dass eine gesunde Gesellschaft ständig daran arbeiten muß, dass es innerhalb dieser Gesellschaft für jeden Menschen möglich sein muß, seine egoistische Triebbefriedigung ausreichend zu verfolgen.

Dies geht natürlich nur, wenn es eine gesunde Balance gibt zwischen den einzelnen egoistischen Triebbefriedigungen aller in der Gemeinschaft.

  • Jede Gesellschaft besitzt ein Gesamtpotential zur Triebbefriedigung.
  • Gemessen an diesem Gesamtpotential der Gemeinschaft muß jedem Menschen ein Minimum an egoistischer Triebbefriedigung ermöglicht werden.
  • Je nach Fähigkeiten des Einzelnen, welchen Zuwachs er zu diesem Gesamtpotential der Gemeinschaft beiträgt, steht ihm ein entsprechender Anteil des Gesamtpotentials zur persönlichen egositischen Triebbefriedigung zu.
  • Machthaber sind nur auf Dauer gute Machthaber, wenn sie ihre Regeln in ihrem Machtbereich so gestalten, dass es eine gerechte Verteilung, entsprechend obiger Notwendigkeiten, von individuellen Freiheitsgraden zur individuellen Triebbefriedigung gibt.

Nur die richtige Balance zwischen rein egoistischem Verhalten und dem altruistischen Streben, dass das eigene egoistische Verhalten genügend Raum läßt, dass alle anderen auch ihr egoistisches Verhalten ausleben können, hat das Potential auf dauerhaften Frieden.

Raum für das egoistische Verhalten des anderen zu lassen, nennen wir Altruismus. Ein wichtiges Grundprinzip für ein solches Verhalten ist

  • Win-Win-Situation

Wenn wir Verträge mit anderen Menschen abschließen, dann müssen alle Beteiligten einen Nutzen davon haben. Einen Nutzen zu haben, bedeutet, dass er seine egoistische Triebbefriedigung optimiert hat.

Dies reicht aber noch nicht ganz. Jede zwischenmenschliche Vereinbarung (Vertrag) muß auch noch fair sein. Mit jedem Vertrag wird ein Zugewinn an Optimierungsmöglichkeiten zur egoistischen Triebbefriedigung angestrebt.

  • Faire Nutzenverteilung

Der Zugewinn an Nutzen zur egoistischen Triebbefriedigung muß fair verteilt werden. Fair bedeutet, dass jeder Beteiligte in dem Maße einen Zugewinn an Nutzen erhält, wie sein persönlicher Einsatz, gemessen am Gesamtzugewinn, einzuschätzen ist.

Gut & Böse

Es gibt keinen Teufel als separat existierende Entität. Die Idee des Teufels ist eine Erfindung der katholischen Kirche. Mit ihrer kindlichen Ausprägung vom liebenden Gott und ihrer unrealistischen Idee, dass Gott jedes Detail bestimmt, konnte sie das Leid in der Welt nicht erklären. Deshalb haben sie einen teuflischen Gegenspieler erfunden, der aber im Widerspruch zu der Allmacht Gottes steht.

Keine Religion gibt Antworten auf die komplexen Fragen des Weltgeschehens. Sie bemühen sich auch nicht um Wahrheit oder Wirklichkeit. Ihnen reicht die Macht über Menschen.

Die Organisation der katholische Kirche ist ein gutes Beispiel dafür, Dass zu viel Macht in zu wenigen Händen automatisch viel Leid für viele bedeutet, wenn die wenigen Händen der Macht inkompetenten und unempathischen Personen gehören.

Im Extrem bedeutet das, Versklavung von Menschen zum Zwecke der kostengünstigen Erbringung von Dienstleistungen für die Sklavenhalter. Die heutige turbokapitalistische Gesellschaft ist sehr nahe an diesem Zustand.

Böse ist immer überdimensionales egoistisches Verhalten. Ursache dieses Bösen ist meistens der Verlust der Fähigkeit zur Empathie. Wer nicht erkennt, dass auch die Anderen ihre göttliche Triebbefriedigung brauchen, der kann diese auch ohne Gewissensbisse ausbeuten oder vernichten.

Gut sind alle Vereinbarungen zwischen Menschen, die eine gerechte “Win-Win-Situation” darstellen. Alle Beteiligten arbeiten am gemeinsamen Wohl, am Wohl der Gemeinschaft.